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Thema: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach. (2684-mal gelesen)
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Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Zitat
Statt Fließband gibt es im Werk künftig 200 Montageinseln. Die Karosserie wird von Robotern auf einen Transportwagen gepackt, der sich selbst seinen Weg zu den verschiedenen Inseln sucht. "Wie vor den Kassen im Supermarkt, wo sich der Kunde an der kürzeste Warteschlange anstellt, steuert das vernetzte Fahrzeug zunächst die Stationen an, wo die Auslastung niedriger ist", erklärt der Ingenieur und Innovationsmanager Fabian Rusitschka. Und anders als auf dem Fließband durchfährt das Fahrzeug auch nicht mehr jede Station. "Der Kunde in Afrika hat keine Sitzheizung bestellt, also umfährt das Fahrzeug diese Einbaustation", sagt Rusitschka. Die Türdichtungen sind im Zweitürer schneller montiert als im Viertürer: "Das Fahrzeug verlässt die Station schneller, die gesamte Auslastung wird höher – am Ende des Tages haben wir mehr Fahrzeuge produziert."
Quelle: Audi will das Fließband abschaffen | heise online

Da wird Audi wirklich mal ihrem Slogan "Vorsprung durch Technik" gerecht. Das Konzept finde ich klasse.

Ich musste zwar bei der Individualisierung etwas lächeln. Da kam mir sofort "50 shades of grey" in den Sinn ;D, aber ich vermute die meinen da auch weniger ein breites Farbangebot als mehr Ausstattungsvarianten.

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 1
Ähm! Die ersetzen aber eigentlich nur das Fließband! Eine Fertigungsinsel baut ein Fahrzeug ohne den Standort zu verlassen. Also bleibt doch der Zeitdruck bei den Mitarbeitern! Der Vorteil liegt wie immer beim Hersteller. Fortschritt sieht für mich anders aus?

 

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 2
Nein, die Rede ist doch von knapp 200 Fertigungsinseln, die alle spezialisiert sind.

Wenn ein Fahrzeug ein bestimmtes Feature nicht braucht, bleibt es nicht in der Gesamtschlange, sondern umgeht diese Insel einfach.
Wenn es fünf gleiche Fertigungsinseln gibt, verteilen sich die Fahrzeuge gleichmäßig auf diese Inseln, anstatt sich auf dem Fließband anzustellen. Genauso müssen manche Reihenfolgen unter Umständen nicht linear sein, so dass da auch eine Verteilung nach Auslastung stattfinden kann.

Es entsteht im Gegensatz zu vorher eine Parallelität in der Abwicklung einzelner Fertigungsschritte.

Zeitdruck hat es vorher auch vorher in der Fließbandproduktion gegeben. Nur wenn irgendwo ein Fehler auftritt, bleibt nicht ganze Band stehen, sondern Fahrzeuge, die dieses Feature der defekten Insel nicht brauchen, können trotzdem weiter durchlaufen.

Ich sehe darin jetzt nur Vorteile.

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 3
@LordofLoona hat aber nicht ganz unrecht. Wenn die Auslastung steigt, so heißt das "die Auslastung der Mitarbeiter".

Um im beispiel zu bleiben: Wenn ich der Knecht bin der die Sitzheizung verbaut und es kommt ein Auto in Heißlandausführung - dann kann ich die Beine hoch legen. So wird das nu vermieden :) Gut für die Produktivität - schlecht für den Chill-Faktor.

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 4
[…] Ich sehe darin jetzt nur Vorteile.
Vorteile für wen? Ich sehe die ausschließlich für den Konzern.
Zitat von: Fabian Rusitschka
"Das Fahrzeug verlässt die Station schneller, die gesamte Auslastung wird höher - am Ende des Tages haben wir mehr Fahrzeuge produziert."
Also, der Herr Innovationsmanager Fabian Rusitschka produziert sicherlich kein einziges Fahrzeug mehr. Das dürfen schon die Insel-Sklaven erledigen, die die Leidtragenden sind..
Konnte man bisher z.B. durch noch schnelleres Arbeiten mal ein 2-3 Minuten herausschinden, bis der nächste Takt kam oder sogar das Team der Sitzheizungseinbaustation eine kurze Pinkelpause erntete, wenn die neue Luxuskarosse des afrikanischen Stammeshäuptlings vorbei kam, so stehen jetzt laufend Fahrzeuge im Wartepuffer. Noch schneller arbeiten ist sinnlos, Taktpausen sind Vergangenheit.
Dass die Mehrarbeit durch Neueinstellungen ausgeglichen wird, das ist Wunschdenken, denn das widerspricht der Gewinnoptimierungsmaxime. Die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter wird deutlich steigen und kontinuierlicher werden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Ein Konzern ist keine soziale Angelegenheit, sondern auf maximalen Gewinn der Chairholder ausgerichtet. Würde die "Verbesserung" keine Steigerung der Gewinne bedeuten, würde sie niemals umgesetzt.
Ja, es gibt bereits Modelle, bei denen solche Konzepte sozial umgesetzt wurden aber in Deutschland? Undenkbar. Hier gilt immer noch die Maxime: "Der Mensch lebt um zu arbeiten" und leider nicht "Der Mensch arbeitet um zu leben".

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 5
Entschuldigt bitte, aber für den Stundenlohn bei Audi am Band verglichen mit der Belastung, würden wahrscheinlich viele die jetzige Arbeit sausen lassen. Die Löhne liegen weit über den IG-Metall Tariflöhnen + hohe Jahresprämie. Wenn Audi dadurch effizienter wird, ist das gut für Audi als Ganzes. Mitarbeiter, Management und Eigentümer haben etwas davon. Die stark ungerechte Verteilung des "etwas davon haben" ist aber nicht Audi spezifisch, sondern im Kapitalismus so vorgesehen.

Wer möchte, dass von den Gewinnen viel mehr an die Belegschaft geht, muss die Wirtschaftsform ändern oder genossenschaftlich aktiv werden (wer ist eigentlich bei den VR-Banken?). Das ist als große Lösung nur durch Wahlen möglich -  Revolution schließe ich mal aus. Dann kann die Verteilung der Gewinne aus dem Verkauf der Fahrzeuge auch gesetzlich geregelt anders erfolgen oder steuerlich bereinigt werden.

Übrigens, wenn wir schon beim Kapitalisten-Bashing sind: wer holt am meisten Gewinn aus seinen "Knechten" heraus? Toyota.

Gruss

Wanderdüne


Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 7
Übrigens, wenn wir schon beim Kapitalisten-Bashing sind: wer holt am meisten Gewinn aus seinen "Knechten" heraus? Toyota.
Gewagte Behauptung: WIe groß ist denn der Unterschied bei der Bezahlung eines Audianers bzw. eines Toyoten?  :icon_nixweiss:
Sind das tatsächlich solche ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse oder werden da wieder Äpfel mit Birnen verglichen?

Gruß hybbi56

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 8
:icon_doh: Wird langsam langweilig deine Polemik zu widerlegen!
Da startet Langeweile bei Dir ja reichlich früh. So irre oft hast Du das noch nicht versucht. Bitte etwas mehr Geduld in den Dünen!
Kann doch nicht sein, dass zwei Drittel Deiner Beiträge hier folgenden Inhalt wiederspiegeln:
1. Alles Doitsche ist gut
2. Alles Nichtdoitsche ist Scheiße
Das ist Quatsch, es ist wohl eher so, dass hier alles was irgendwie aus dem Hause Volkswagen, Daimler oder BMW ist, erst mal schlecht gemacht wird. Insofern gibt es dann von mir halt Contra, wenn es zu einseitig ist. Wer das nicht mag, soll diskutieren, aber mir nicht Deutschtümelei unterstellen. Ich unterstelle hier auch niemand grundsätzliche Japanliebe.

Toyota: Japanischer Autohersteller macht 2015/2016 Rekordgewinn - SPIEGEL ONLINE
Volkswagen macht 2015 Riesen-Verlust - SPIEGEL ONLINE

Natürlich beziehe ich mich bei meiner Aussage nicht auf Prof. Dudenhöfer, der intransparent etwas rechnet, sondern auf den offiziell bilanzierten Gewinn.

Gewinn Toyota 2015: 18,5 Milliarden €
Gewinn Volkswagen 2015: 14,6 Milliarden € (eigentlich ein Verlust, habe aber die 16,2 Milliarden € Rückstellungen rausgenommen)

Gruss

Wanderdüne

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 9
Aha, ein höherer Firmenüberschuß kann also nur durch Ausbeutung der Arbeiter- und Angestelltenkaste erzielt werden.
Ok, dann ist das halt so.  :-/

Gruß hybbi56

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 10
Die Verbindung von der neuen Arbeitsorganisation über "Knechte" und "Insel-Sklaven" zur Gewinnmaximierung bei Audi war nicht von mir. Natürlich gibt es viele Gründe für mehr Gewinn.

WIe groß ist denn der Unterschied bei der Bezahlung eines Audianers bzw. eines Toyoten?  :icon_nixweiss:
Sind das tatsächlich solche ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse oder werden da wieder Äpfel mit Birnen verglichen?

Daten zu den wirklichen Löhnen bei Audi oder Toyota am Band gibt es so nicht. Aber die Durchschnittswerte sagen schon viel:

Durchschnittliches Einkommen weltweit

Das japanische Durchschnittseinkommen liegt um -15% unter dem Durchschnitt in Deutschland

Lebenshaltungskosten im weltweiten Vergleich

Die Lebenshaltungskosten wiederum um 24% höher.

Damit ist der vergleichbare Kaufkraftindex mit Deutschland auf 100% für Japan auf 63%! Ich glaube nicht, dass das viele von uns mitmachen, dafür zu arbeiten.

Was Audi doch damit erreicht ist ein flexibler Fertigungsdurchlauf. Fahrzeuge mit geringer Ausstattung sind schneller fertig. Ob die Mitarbeiter bisher "chillen" konnten, wenn die Sitzheizung nicht zu montieren ist, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall kann man so flexibler Varianten fertigen oder neue Prozesse, wie E-Antriebe, integrieren. Soweit ich weiss gab es mal bei Volvo Bestrebungen, dass einzelne Mitarbeiter und Teams die Autos komplett zusammenbauen (d.h. die Teile kommen zum Auto, nicht das AUto zu den Teilen). Das hat wohl damals nicht geklappt.

Gruss

Wanderdüne



Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 12
Vorsicht mit solchen Statistiken, da muss man super genau hinschauen was betrachtet wurde. Zitat: "Das durchschnittliche Einkommen errechnet sich aus dem Bruttoinlandsprodukt und der Einwohnerzahl." Das hat aber mal überhauptnichts mit einem Lohn oder Gehalt zu tun. Wenn man dann noch Brutto vergleicht wird's noch schwieriger. Wäre schon wichtig was davon alles weg geht und was dann damit schon bezahlt ist. Die Steuern sind z.B. in Schweden bei rund 60%. Da sind dann aber auch alle Sozialversicherungen bezahlt. In Deutschland wird vom Brutto gleich ein Teil an das Finanzamt abgeführt. In der Schweiz zahlt jeder seine Steuern selber und direkt ins Steueramt. D.h. das was man 'von der Firma ausgezahlt' bekommt muss natürlich in der Schweiz höher sein als in Deutschland. Da werden fast immer Äpfel mit Birnen verglichen. Des weiteren glaub ich auch nicht, dass man aus dem DURCHSCHNITT viel ablesen kann. Zum Beispiel hat in der Schweiz im Durchschnitt jeder Erwachsene 500.000,- CHF. Da kenn ich aber ganz viele, die gerne wüssten wo sie ihre 1/2 Mio abholen können ...

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 13
Holy Ballsack, Batman!

Ich fange ich mal ganz oben an.
@LordofLoona @manu54
Woher wollt ihr denn wissen, dass das nicht unter Umständen sogar angenehmer ist? Ich meine, bevor bei einem Mitarbeiter die Blase platzt kann er sich einfacher entfernen und gefährdet damit nicht die gesamte Produktionskette.
Aber da ich nie am Band gestanden habe, würde ich mich da auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen. Ich denke aber, das trifft auf euch beide auch zu.

Im Übrigen ist Audi in Gewerkschaft IG-Metall. Das heißt 35h-Woche, Urlaubsgeld, sicheres Lohnniveau mit regelmäßigen Tariferhöhungen. Ich glaube, denen geht es da ganz gut. VAG bringt keine armen Mitarbeiter hervor. Von wegen Sklaven...

Das System ist innovativ und in meinen Augen besser. Die Gründe dafür habe ich oben schon genannt.

Antw.: Audi denkt über Abschaffung der Fließbandfertigung nach.

Antwort Nr. 14
Erinnere mich dunkel, daß diese Art der Produktion in der deutschen Automobilproduktion schon mal eingeführt wurde.
War aber ziemlich schnell wieder beendet. Nannte sich damals "Teamfertigung"? und der Hersteller war ... Daimler?
Bin nicht sicher. Da sollten aber die kompletten Komponenten an das Team geliefert werden und dieses dann im Alleingang das Fahrzeug zusammen schrauben.

Gruß hybbi56