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Thema: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan (3223-mal gelesen)
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Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Ich möchte in diesem Thread über Kei Cars sprechen, das sind Fahrzeuge speziell für den japanischen Markt welche sich an dortigen Gesetzesregelungen orientierten um ein Maximum an Ökonomie und konkurrenzlos günstigen Unterhalt (Steuern & Versicherungen) herauszuholen. Während in den USA traditionell Pickups das verkaufsstärkste Segment bilden, ist dies in Mitteleuropa der Kompaktwagen und in Japan das Kei Car. Diese sind den dortigen Verkehrsbedingungen (enge Straßen, Tempolimit) bestens angepasst.

Zwischenzeitlich gibt es Kei Cars in verschiedensten Formen und Ausprägungen. Besonders die sogenannten Box Cars bieten ein Raumangebot für Fahrer und Passagiere, welches die meisten europäischen Kompaktwagen übertrifft. Damit bilden sie, wenn man so will, das Gegentail von den in Europa populär gewordenen Super-Useless-Vehicles, welche vor allem durch ihre verkehrsbehindernde Erscheinung, ihren hohen Treibstoffverbrauch und ihrer sehr schlechten Raumergonomie (verglichen mit ihrer pompösen Erscheinung) auffallen.

Anbei ein Bericht des Senders NHK World

http://youtu.be/wlDtIdNx2Rc

Artikel von Green Car Reports über Kei Cars

Kei Cars: Japan's Tiny but often hightech minicars

Und hier ein Artikel von TTAC über Hondas Verkaufsschlager

Honda N-Box


Seit kurzem haben die Kei Cars in Japan allerdings mit Problemen zu kämpfen. Die Politik der Regierung Abe sieht durch die Konzentration auf die nur für Japan produzierten Kei Cars eine Schwächung und Ablenkung der japanischen Autoindustrie. Dadurch, so argumentieren sie, würden Entwicklungspotential und Synergieeffekte gegenüber ausländischen Konkurreten verschenkt. In Folge dessen, gab es zuletzt eine Erhöhung der KFZ-Steuern für die Kei Cars, was bei einigen Experten und Politikern zu Protesten führten.

Wie wird es mit den Kei Cars weitergehen? Ich weiss es nicht, hoffe aber dass uns diese kompakten Wunderkisten erhalten bleiben - und vielleicht geht man auch den Weg, welchen Shiga san erwähnt hat und hebt die gesetzlichen Grenzwerte bezüglich der Ausmaße und Motorisierung etwas an. Für mich ist die Honda N-Box oder der Daihatsu Tanto jedenfalls ein überlegenswerter Kandidat , wenn ich im Herbst diesen Jahres nach Sapporo ziehe.  :icon_eazy_bin_dabei2:

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 1
Finde es sehr schade, dass solche Fahrzeuge hier nicht angeboten werden. Das wären hier ideale Zweitwagen. Statt sich einen überteuerten Smart zu kaufen, hätte man dann ein wirklich praktikables Fahrzeug zur Verfügung.

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 2
Da schließe ich mich @hungryeinstein gerne an. Ich schiele auch immer sehr traurig auf den asiatischen Markt. Das betrifft nicht nur Autos, sondern viele Konsumgüter, die ich hier vermisse. @KaizenDo ist noch ein Bett bei euch frei?  ;D

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 3
Jorin> Da würde mich meine Liebst aber schlimm an den Ohren ziehen, wenn ich bei uns so mir nichts, dir nichts Gäste einquartiere   ;D  Ich kann Dir aber ein paar gute Hotels nennen, und wenn es um japanische Lebensmittel in Deutschland geht, versuch es mal mit www.shochiku-online.com

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 4
Ich möchte in diesem Thread über Kei Cars sprechen, das sind Fahrzeuge speziell für den japanischen Markt welche sich an dortigen Gesetzesregelungen orientierten um ein Maximum an Ökonomie und konkurrenzlos günstigen Unterhalt (Steuern & Versicherungen) herauszuholen.

"Dafür sind die Kei-Cars weitgehend von der Steuer befreit und benötigen beim Kauf nicht den obligatorischen Parkplatznachweis."


Wie ich jetzt zufällig gelesen habe: ... über Steuervorteile und Parkprivilegien. So kann ich natürlich jedes Fahrzeug wirtschaftlich rechnen (z.B. auch einen Diesel ;D ). Gerade die Parkprivilegien sind in den japanischen Metropolen ein Riesen-Kaufanreiz, nehme ich mal an.

Wie erwartet sind die Crashtest Ergebnisse auch nicht die besten ... ist allerdings bei der Grössenbeschränkung und Form auch nicht wirklich verwunderlich.

Weiterhin sind die Kei Fahrzeuge auf Motoren von 660ccm beschränkt und arbeiten deshalb oft mit .... den geliebten Turbos!

Gruss

Wanderdüne


Chrashtest-Link:
http://www.nasva.go.jp/mamoru/en/car_list/0/t/1

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 5
Das klingt ja so, als wolltest du andeuten, diese Fahrzeuge verkaufen sich dort nur wegen dieser beiden Anreize? Ich glaube, das stimmt so aber nicht. Was ich aus vielen Dokumentationen kenne - und vielleicht kann mir manch Asien-Reisender zustimmen - herrscht in dortigen Großstädten absoluter Platzmangel fürs Auto vor. Da macht es keinen Sinn, im Stadtverkehr mit einem SUV anzukommen. Stattdessen nimmt der verspielte Asiate lieber einen knuddeligen, liebevoll aufgehübschten und äußerst praktischen (Video angucken!) kleinen, aber hohen Wagen, dessen geringe Motorleistung im dortigen Verkehrsgewühl keinerlei Nachteil bedeutet. Oder?

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 6

Das klingt ja so, als wolltest du andeuten, diese Fahrzeuge verkaufen sich dort nur wegen dieser beiden Anreize?

Ja, ich denke die Japaner sind genauso "subventionsanfällig" wie wir. Genau das Thema Parkprivileg ist wohl wichtig, da die Kei Cars (KaizenDo möge mich korrigieren) beim Kauf keinen Parkplatz nachweisen müssen. Für manche sind es dann sicher die einzigen Fahrzeuge, die überhaupt käuflich erworben werden können.

Gruss

Wanderdüne


Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 7
Wir Deutschen sind wohl immer noch zu verwöhnt. Zu viele freie Parkflächen, zu breite Strassen, zu wenig Stau.

Ich selbst habe auf der Arbeit wie auch zuhause meinen eigenen Parkplatz. Also könnte ich hervorragend ein großes SUV oder doch mindestens einen langen Kombi fahren.
Aber wozu?
Mein Kleinwagen ist einfach sehr viel besser zu bewegen, ich springe flink in Lücken, nutze kleine Parkflächen und schaue dem SUV-Fahrer zu, wie er das dritte Mal um den Block fährt. Weniger Sprit brauche ich eh.
Selbst der Jazz ist schon viel größer als ich es in 90% aller Fahrten brauche. Meine Verkleinerung von 4,25 m (Civic) auf 3,90 m (Jazz) war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Ich will ein Kei Car. :)

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 8
Mein Händler sagte mal, wenn man ein Auto vom Japanischen Markt will, kann er es auch besorgen. Alles nur eine Frage des Geldes. ;D

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 9
Mein Händler sagte mal, wenn man ein Auto vom Japanischen Markt will, kann er es auch besorgen. Alles nur eine Frage des Geldes. ;D

Nun ja, ich mag aber für so ein Fahrzeug auch keine 30.000 € hinblättern. ;)


Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 11
So subventionsanfällig wie Wanderdüne meint sind die Japaner nicht, sondern in erster Linie pragmatisch.

Die staatlich gegebenen Anreize haben eine Lenkungsfunktion und sollen bestimmte Fahrzeuge attraktiver machen. Allerdings entscheiden die Fahrer immer noch selbst was sie kaufen. Machen wir ja auch, ich würde im Leben keinen Ölbrenner kaufen und wenn die Diesel an der Tanke verschenken würden.  ;D

Die Bandbreite der Fahrzeuge ist je nach Hersteller recht unterschiedlich. Bei Daihatsu und Suzuki bekommt man sehr viele Kei cars, bei Toyota fast gar keine. Anbei mal ein paar Preisbeispiele zwischen Kleinwagen (oben) und Kei Car (unten)

Honda Fit ab 1.299.800 JPY
Honda N-Box Slash ab 1.380.000 JPY

Toyota Vitz ab 1.155.600 JPY
Toyota Pixispace ab 1.157.143 JPY

Suzuki Swift ab 1.467.720 JPY
Suzuki Spacia X ab 1.506.600 JPY

Daihatsu Boon ab 1.263.600 JPY
Daihatsu Move Custom ab 1.404.000 JPY

Da stellt sich die Frage, wieso irgendjemand für ein "kleineres" und schwächer motorisiertes Auto mehr bezahlt? Big things come in small packages - diese beiden Videos sind stellvertretend für das Marktsegment

http://youtu.be/Fhfzv4kFoFA

http://youtu.be/4zMlCe9qcXQ


Bezüglich der Sicherheit gibt es z.B. folgende Crashtests:
Honda N-Box
Daihatsu Tanto
Für Deutsche ist Sicherheit inzwischen vor allem mit bulligen Fahrzeugen versehen. Darum kaufen sich Rüpel-Rentner und Massaker-Mütter inzwischen Hausfrauenpanzer, da dann bei ihrer rücksichtslosen Verkehrsteilnahme vor allem die anderen zu schaden kommen...

Kommen wir zu den PS Zahlen und den Turbos. In Japan gelten außerorts 60 km/h Tempolimit und auf den Highways 100 km/h. Da reichen bei einem Fahrzeuggewicht von unter 1.000kg auch 50PS. Betrachten wir uns mal folgende Beispiele:
N-Box Custom
Tanto Custom

Wenn man ein wenig scrollt sieht man die "naturally aspirated" Saugmotorvarianten, sowie die Turbovarianten. Besonders schön finde ich die Katakanas für Turbo "ta-bo", wobei das bo ganz passend wie ein Grabeskreuz aussieht.  :applaus:  ;D 
Was hat man von dieser Motorverstümmelung?
Bei Honda gibts 4 kW mehr Leistung, 39 Nm mehr Drehmoment, sowie 3,6 km/L weniger Treibstoffeffizenz
Bei Daihatsu gibts 9 kW mehr Leistung, 32 Nm mehr Drehmoment, sowie 2 km/L weniger Treibstoffeffizenz

Videobeispiel: N-Box (oben) mit und ohne Turbo
http://youtu.be/hPnMi2rm2t8

Effektiv gewinnt der Turbofahrer ein bis drei Sekunden Vorsprung beim Beschleunigen, reichlich Feinstaubausstoss und spürbare Werkstattrechnungen wenn das Gelumpe den Motor verkokelt.

Sollte ich mir in Sapporo eine N-Box oder einen Tanto zulegen, da ist da mit Sicherheit kein Turbo drinnen - meine Motoren können von alleine atmen.  :wldn:

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 12
Na toll. Hätte ich das Tanto-Video besser nicht geguckt!  :-D

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 13
So schnell kann's gehen  :-D

Anbei noch zwei Fahreindrücke von Honda und Daihatsu

http://youtu.be/_N7hF2IHL5c
Honda N-Box Slash (im California Diner Style)

http://youtu.be/DjJTPkfe5qg
Daihatsu Move (kompakteres Schwestermodell des Tanto)

Antw.: Kei Cars - die Multifunktionsmeister aus Japan

Antwort Nr. 14
Man lernt immer wieder dazu und heute gebe ich zu Protokoll dass ich mich bei den Honda und Daihatsu Turbo Motoren geirrt habe. Mea Culpa  :icon_sweet:

Der Honda S07A, sowie der Daihatsu KF-VET arbeiten mit PGM-FI, bzw. EFI Saugrohreinspritzung -> kein Feinstaub durch Direkteinspritzung. Bei gleichbleibender Hubraumgröße und geringerer Drehzahl dürfte sich wohl auch die thermische Mehrbelastung in Grenzen halten Link: Honda S07A Motor

Falls Ihr Euch gefragt habt, ob denn ein Europäer auch in so ein "Minfahrzeug" passt, dann seht Euch mal dieses Review eines in Tokyo lebenden Ausländers an, der für sich und seine Familie eine N-Box Slash gekauft hat.

https://youtu.be/GHmckeTwa9M

Aus seinem Review könnt ihr dann auch den Unterschied zwischen den beiden Motorvarianten hören. Wenn man sich in den Städten bewegt, reicht die Leistung des 666ccm Saugmotors vollkommen aus. Wenn man aber vorhat öfter auf den japanischen Highways mit 100km/h Tempolimit zu reisen, ist man mit dem Turbomotor besser gerüstet - er verkürzt die Beschleunigungszeiten schon merklich

https://youtu.be/j8eWNCc9sQA