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Thema: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit (433-mal gelesen)
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Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Wollte gerade nochmal etwas zum VW-Krimi loswerden.

Die Automobilbranche und deren Zuliefererkette ist schon länger ein heißes Eisen. VW und auch andere Hersteller wie BMW drücken seit ein paar Jahrzehnten massiv die Preise von Zulieferern und auch wenn VW jetzt rumheult und Kurzarbeit ankündigt, wird oft übersehen, dass dieses für die benannte Firma durch die plötzlichen Auftragsabzug ebenfalls der Fall gewesen sein könnte. Auch wenn wir da von verschiedenen Größenordnungen sprechen, sollte das fairerweise nicht vergessen werden.

Die angekündigte Kurzarbeit von VW selbst ist nebenbei eigentlich noch ein größerer Skandal.
In der Automobilbranche wird so gut wie nichts mehr gelagert. Das Lager wird auf die Straße verlegt und die Bestandteile wortwörtlich „just-in-time“ geliefert. Also quasi vom LKW aufs Fließband. Daher der Name Just-in-time-Produktion. (Just-in-time-Produktion – Wikipedia)

Um nochmal auf die Kurzarbeit zurückzukommen:

Zitat
Voraussetzungen
Beträchtlicher Arbeitsausfall
Ein beträchtlicher Arbeitsausfall ( § 170 Abs.1 SGB III) ist gegeben, wenn:
•   dieser über einen bestimmten Zeitraum geht und unvermeidbar ist
•   aus wirtschaftlichen oder anderen unabwendbaren Gründen besteht,
•   die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats erhalten bleiben und
•   im laufenden Kalendermonat mindestens ein Drittel der Arbeitnehmer mehr als zehn Prozent ihres Gehalts bzw. Lohns verlieren
Ein Arbeitsausfall ist dann als unvermeidbar anzusehen, wenn vorher alle möglichen Vorkehrungen getroffen wurden, den Arbeitsausfall zu umgehen (§ 170 Abs.4 SGB III). Ein Arbeitsausfall kann gerade dann vermieden werden, wenn er betriebsüblich ist, aus organisatorischen Gründen entsteht, er branchenüblich oder saisonbedingt ist und nicht durch Urlaub oder Gleitzeit abgewendet werden kann. Jedoch sind die Interessen der Beschäftigten zu berücksichtigen.

Quelle: Fachinformationen und Urteile rund um das Thema Arbeitszeit und Mobbing im...

Ich habe heute Morgen im Radio gehört, dass eine Woche Stillstand bei VW dem Steuerzahler zweistellige Millionenbeträge kosten würde.
Damit es da nicht zu Engpässen und folgerichtig zum Fertigungsstopp kommt, gehört es eigentlich zum guten Ton, sich nicht von nur einem einzigen Zulieferer abhängig zu machen. Zudem ist VW auch nicht gerade unschuldig am Geschehen.

Es gibt in diesem Krimi keinen Guten und keinen Bösen. Nur zwei Firmen, die sich gegenseitig die Köpfe fast auf Kosten des Steuerzahlers eingehauen hätten.

Antw.: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Antwort Nr. 1
Ich ahne jetzt schon, was hier passieren wird:

  • 20% der User finden, der Beitrag geht schon wieder unfairerweise gegen VW und behaupten, viele Mitglieder würden die rosarote Toyota-Brille aufhaben. "VW-Bashing, schon wieder?"
  • 30% finden, VW baut immer noch große Sch... und darüber sollte man auch offen und mit Niveau reden können und dürfen. "VW-Bashing? Nein, hier nicht."
  • Weitere 20% möchten gerne darüber diskutieren, finden aber, es hätte dafür nicht einen weiteren Thread gebraucht. "Geht doch gegen VW, oder?"
  • 10% finden diesen Thread sinnvoll, da das Eine mit dem Anderen wenig zu tun hat. Könnte ja auch Volvo, BMW oder Hyundai mit den Zulieferern Streit haben. "Der Hersteller ist wurscht."
  • 20% warten gespannt ab, was mit diesem Thread geschieht.

Ich zähle mich zu Letzteren.  ;)

Antw.: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Antwort Nr. 2
Wenn die Behörden die Kurzarbeit akzeptieren verliere ich echt den Glauben ...

Antw.: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Antwort Nr. 3
Naja, ich kann ja auch nichts dafür, dass VW gerade diese Medienpräsenz erlangt.^^
Ich hätte das auch geschrieben, wenn es eine andere Firma gewesen wäre.

Ich finde es einfach nur nicht ok, dass die Steuerzahler dafür aufkommen müssen (zum Glück ist das jetzt vom Tisch, wäre aber so gekommen), weil VW ihre Prozesse nicht hinreichend im Griff haben und von einem Hersteller aus der Bahn geworfen werden können, weil er keine Polster und keine Getriebeteile liefert.

Der Standort, wo ich vorher war, hatte Kurzarbeit angemeldet, weil unserem Kunden die Aufträge ausgingen und damit uns auch nicht mehr beauftragen konnten. Da war das legitim, weil wir per Werksvertrag an diesen Kunden gebunden waren und ein gesundes Geschäftsverhältnis über Jahrzehnte im Vorfeld hatten.

Das ist ein schwieriges Thema und ich wünsche den Wolfsburgern natürlich auch, dass sie ihre Beschäftigung behalten, und nicht in diesen Mist reinschliddern.

Antw.: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Antwort Nr. 4
Just-in-time in Kombination mit single-source geht halt gar nicht ...

Antw.: Anmerkung zum VW-Zulieferstreit

Antwort Nr. 5
Dann zähle ich mich zu den 10% und den 30%;-)

Ich bin grundsätzlich gegen Just in Time, denn die möglichen Gewinne kommen ohnehin nicht im Endprodukt an, sprich, sie füttern nur die Gier der Kapitalgeber, und das Konzept funktioniert nur auf den Knochen von LKW-Fahrern, und der Vernichtung sicherer Arbeitsplätzen für (nicht abwertend gemeint) Hauptschüler.

Mit dem letzen Argument meine ich Menschen, die sehr wohl sehr integer und fleißig sind, aber nicht ganz die inzwischen notwendigen Ressourcen für eine Fachausbildung mitbringen ... Gerade diese Menschen habe ich bisher immer als prima Kollegen erlebt, die sich sehr schnell meinen Respekt verdienten (Manch Fachausgebildeter brauchte  da länger, oder hat es nie geschafft)

Gruß Christian