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Thema: Nissan Leaf (2013) (13017-mal gelesen)
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Nissan Leaf (2013)

Fahrbericht Nissan Leaf (2013) vom 07. August 2013

Der Leaf ist das erste rein elektrische Serienfahrzeug von Nissan auf dem deutschen Markt. Der Leaf wird seit April 2012 angeboten und kostet derzeit mindestens 23.790 Euro (Ausstatting Visia). Dazu kommt eine monatliche Batteriemiete von mindestens 79 Euro. Wahlweise ist auch ein Kauf der Batterie möglich, eine monatliche Batteriemiete muss man dann natürlich nicht mehr zahlen. Der Elektromotor im Leaf leistet 80 kW (109 PS) und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 144 Kilometern pro Stunde. Auf das Fahrzeug gewährt Nissan eine Garantie von 3 Jahren oder 60.000 Kilometern, auf die Batterie 5 Jahre oder 100.000 Kilometer, wobei die Batterie innerhalb der Garantiezeit ein Viertel ihrer Kapazität verlieren darf.

Wenn man mit dem Nissan Leaf, dem ersten ernstzunehmenden Elektrofahrzeug für den Alltag, unterwegs ist, erlebt man ständig Höhen und Tiefen. Höhen, wenn man sich über den lautlosen, potenten Antrieb freut und über die völlige Entspannung, weil beim Autofahren plötzlich das Fahrzeug komplett in den Hintergrund tritt. Tiefen, weil der Leaf bei vielen meist jugendlichen Autofahrern scheinbar zum Feindbild gehört. Ich wurde angehupt und mir wurde so Einiges nachgerufen, die Tonlage war eindeutig. In solchen Situationen, die nicht immer, aber oft genug auftraten, braucht man dann schon ein dickes Fell. Manchmal tut es weh, Pionier zu sein. Aber es kann auch so schön sein!

[attach=2 align=left width=250] Entschädigen tut der Leaf solche Momente nämlich unter anderem mit einem bildhübschen, in seiner Farbgebung sehr freundlich gestalteten Innenraum, der dank großzügiger Fensterflächen und dem ordentlichen Raumangebot auf allen Sitzplätzen kaum Wünsche offen lässt. Fließende Linien, moderne Digitalanzeigen und schwarzer Hochglanzkunststoff als Kontrast passen zum modernen Elektrofahrzeug und beweisen, dass alternativ angetriebene Fahrzeuge im Innenraum nicht immer langweilig oder puristisch sein müssen. Schalter und Hebel sind griffgünstig angebracht und gut verarbeitet. Ablagen finden sich auch genug, und der verbaute Velourstoff ist super bequem und fühlt sich weich und zugleich strapazierfähig an. Hinten sitzt man etwas höher als vorne, was einerseits der im Unterboden des Fahrzeugs untergebrachten Lithium-Ionen-Batterie mit 24 kWh Kapazität geschuldet ist, andererseits auch dazu führt, dass man auch von Reihe Zwei einen guten Überblick über das Verkehrsgeschehen genießt. Fahrwerk und Federung sind auf Komfort ausgelegt, das passt prima zum Elektrofahrzeug Nissan Leaf, denn er ist schon formal kein Kurvenräuber. Die hohe Karosserie ist äußerst praktisch, aber nicht besonders sportlich und stilistisch absolute Geschmackssache. Lieben oder Hassen, man muss sich schon entscheiden. Speziell hinten sind die schmalen, senkrecht die Heckklappe umfließenden Rückleuchten und das pummelige, rundliche Heck gewöhnungsbedürftig. Die Schokoladenseite des Leaf ist das in meinen Augen eindeutig nicht. Der Kofferraum enttäuscht dagegen nicht, die im Testwagen (Vorfacelift) noch störende Stufe, unter welcher sich ein Teil der Leistungselektronik verbirgt, entfiel vor Kurzem im Rahmen des Facelifts.

Hell und freundlich Dank ständiger Bremsenergierückgewinnung war ich im Stadtverkehr deutlich am sparsamsten unterwegs, die Restreichweite wollte hier nur im Schneckentempo schrumpfen. Wenn man als Fahrer dann noch den ECO-Fahrmodus wählt, wird nicht nur die Kennlinie des Gaspedals geändert, um allzu sportliche Naturen etwas einzubremsen, sondern auch deutlich stärker rekuperiert. Überlandfahrten sind aber auch ein ganz besonderes Erlebnis mit dem Leaf. Zunächst musste ich mich allerdings an den Gedanken gewöhnen, mit leerem Energiespeicher nicht einfach mal an eine Tankstelle fahren zu können, um den Leaf wieder fahrtüchtig machen zu können. Ich musste meine Fahrten also richtig planen, um ein solches Liegenbleiben zu vermeiden, zumal ich kein Schnellladekabel zur Verfügung hatte. Diese Bedenken beiseite gewischt, gefällt der Leaf auf der Landstraße mit einem nur leise surrenden Antrieb und wenig Windgeräuschen. Einzig die Reichweite mit nicht ganz 200 Kilometern muss auf längeren Strecken einkalkuliert werden. Wie kompliziert eine Urlaubsreise mit einem Elektrofahrzeug innerhalb Deutschlands derzeit noch abläuft, zeigt eindrucksvoll und ernüchternd dieser private Reisebericht. Hier muss unbedingt etwas getan werden.

[attach=19 align=left width=250] Viele Online-Dienste von Nissan helfen dem Leaf-Fahrer, rechtzeitig Stromtankstellen zu erreichen, um den Wagen aufzutanken. Wobei die elektrische Reichweite für die meisten Fahrprofile locker ausreichen dürfte. Bei Fahrtbeginn zeigte mir der Leaf vollgeladen eine theoretische Reichweite von 190 Kilometern im ECO-Fahrmodus und 172 Kilometern im normalen Fahrmodus an. Die Anzeige der Restreichweite wird ständig während der Fahrt aktualisiert und berücksichtigt dabei alle laufenden Stromverbraucher, allen voran natürlich die kräftezehrende Klimaautomatik. Allein diese reduziert die Restreichweite beim Einschalten direkt mal um 10 bis 25 Kilometer, je nach angeforderter Kühlleistung. Wie sich die Heizfunktion auf die Reichweite des Leaf auswirkt, wollte ich im Sommer lieber nicht ausprobieren.

Zurück zu den hilfreichen Funktionen, die das Handling mit dem Elektrofahrzeug erleichtern sollen. Der Zero-Emission-Bildschirm des Leaf liefert jede Menge Informationen zum Energiehaushalt des Fahrzeugs. Selbst das Navigationssystem wurde dem Wesen eines rein elektrisch betriebenen Wagens angepasst und blendet auf Wunsch die Restreichweite in die Navigationskarte ein. Zudem kann man sich direkt zu Stromtankstellen in der Nähe führen lassen. Die Liste dieser Tankstellen kann vom Fahrer über spezielle Server von Nissan immer wieder aktualisiert werden. Über eine App lässt sich der Leaf auch über das eigene Smartphone überwachen: Hier wird unter anderem der Ladezustand des Fahrzeugs angezeigt. Leider wurde mir mit dem Testfahrzeug kein Handbuch ausgehändigt und ich konnte den Leaf auch nicht mit Nissans Online-Diensten auf mich registrieren, sodass viele Funktionen nicht getestet werden konnten. Es wäre wünschenswert, würde Nissan wenigstens einigen Autohäusern ermöglichen, Vorführwagen derart online zu registrieren, um Kunden die vielen Möglichkeiten der eigenen Dienste zeigen zu können. So bleibt dieser Fahrbericht leider etwas oberflächlich. Zu gerne hätte ich den Leaf über einen längeren Zeitraum umfassend getestet.

Das Fazit
Der Nissan Leaf ist ein ernstzunehmendes Elektrofahrzeug für nahezu Jedermann, der keine weiten Strecken zurücklegen muss und das Fahrzeug über Nacht aufladen kann. Eigens entwickelte Online-Dienste unterstützen den Fahrer beim Haushalten mit dem wertvollen Strom, der zum alleinigen Antrieb genutzt wird. Vor kurzem erfuhr der Leaf eine umfangreiche Überarbeitung.

Gut ist...
Der helle, freundliche Innenraum des Leaf bietet genug Platz und Komfort. Das Fahren mit dem Leaf ist ein Genuss. Der Antrieb ist ausreichend kräftig, das lautlose Dahingleiten entschleunigt und entspannt.

Weniger gut ist...
Das Design des Leaf ist sicher aerodynamisch günstig, aber eben stark polarisierend. Die maximale Reichweite von nicht ganz 200 Kilometern erfordert eine gute Vorausplanung bei längeren Strecken.

Zur Diskussion...

Die Danksagung
Vom Autohaus am Prinzert in Darmstadt bekam ich den weißen Nissan Leaf für meinen Fahrbericht zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an dieser Stelle!

Antw.: Nissan Leaf (2013)

Antwort Nr. 1
In der aktuellen Ausgabe der c´t steht ein Bericht über eine Fahrt von Hannover nach Österreich mit dem Leaf:
http://www.heise.de/ct/ausgabe/2016-14-Mit-dem-Elektroauto-Nissan-Leaf-nach-Oesterreich-3243460.html

Liest man den überaus sympathischen Bericht, merkt man erst, was Journalisten mit Artikeln zur E-Mobilität erreichen können, wenn sie nicht so völlig vernagelt sind, wie kürzlich der Mensch im Handelsblatt mit seinem Prius Verriss.


Antw.: Nissan Leaf (2013)

Antwort Nr. 3

:applaus: :applaus: :applaus:

Drei unterschiedliche Berichte, die alle lesenswert sind und verschiede Aspekte beleuchten. Was allen "fehlt", die Autoren suchen nicht das Haar in der Suppe, wie sonst in Deutschland üblich. Leider fallen die Kommentare zu dem einen Artikel dramatisch ab.

Für den Leser, der den Leaf nicht kennt, die Fahrzeuge hatten offensichtlich unterschiedliche Ausstattungsvarianten.

 

Antw.: Nissan Leaf (2013)

Antwort Nr. 4
In der Ausgabe 20 der C´t steht ein informativer Vergleich zwischen Nissan Leaf und Renault Zoe, den ich für sehr lesenswert halte. C´t erscheint im Heise-Verlag und die Berichte des Heise Verlags zeigen stets eine vorurteilsfreie und sympathische Berichterstattung zu Stromern und Hybriden.
Im Artikel werden Reichweiten, Infotainment, Fahrweisen und Kosten beleuchtet.

Besonders gut hat mir der Hinweis auf Kosten gefallen, die bei einem Stromer wegfallen (im Vergleich zum Verbrenner):
- Kein Auspuff
- Kein Ölwechsel
- Keine Kupplung
- Kein Turbolader
- Weniger Bremsverschleiß durch Rekuperation
Das scheint mir ein Argument zu sein, was in der Debatte um Stromer/Hybride noch viel zu selten benutzt wird.

Unterwegs im Nissan Leaf und Renault Zoe | c't Magazin

Auch wenn der vollständige Artikel kostenpflichtig ist (2,49 €) - er lohnt sich, vor allem, wenn man ihn mit dem landläufigen Stuß vergleicht, der so tagaus tagein publiziert wird.