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Thema: Elroq Probefahrt-Erfahrungen (1372-mal gelesen)
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Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Im Zuge meiner "Recherchen", welches BEV vielleicht mein nächstes sein könnte, fuhr ich (und meine Liebste auf dem Beifahrersitz) gestern den Elroq 85. Ein paar Daten zuerst: Er hat eine 77 kWh-Batterie, über 280 PS (bräuchte ich nicht, aber ist aktuelle die einzige Möglichkeit mit der großen Batterie) und wir hatten die Lodge-Innenraumvariante und so ziemlich alles an Bord, was geht - außer einem Glasdach, denn das gibt es im Elroq überhaupt gar nicht, genauso wie ein Brillenfach. Ach, was liebe ich das Brillenfach im Prius.  :applaus:

Wir sind dann mit knapp 78% in der Batterie gestartet und bekamen 290 km Restreichweite angezeigt. Klingt jetzt erstmal nicht so toll, aber der Testverbrauch auf unseren knapp 70 km bewegte sich absolut im Normalen für diese Umstände: 2 Grad Außentemperatur, sehr windig, innen alles schön warm (die Beifahrerin stellte bei sich 24 Grad ein) und natürlich probierten wir auch mal die Pferdchen aus. Wir kamen da am Ende auf knapp 22 kWh pro 100 km. Sicher kein Effizienzwunder, aber eine wundersame Erfahrung war das gestern in den drei Stunden trotzdem.

Denn der Skoda hat mich viel mehr überzeugt, als ich bis dato dachte. den MEB-Baukasten von VW verband ich bisher immer mit Softwareproblemen, Unübersichtlichkeit in der Bedienung und viel zu viel Tradition gepaart mit viel zu wenig Moderne. Und dann fuhren wir gestern den Elroq, probierten (fast) alles wenigstens kurz aus, setzen uns hinten rein, fassten hier an und drückten dort drauf... Und was soll ich sagen... Irgendwie hat der den Kia EV3 und den Renault Scenic e-tech vom Thrönchen meiner bisherigen Liste weg gefegt.  :-X

Der Skoda ist recht kurz, aber das wirkt sich nicht negativ auf den Platz aus. Vorne wie hinten sitzt man mit ausreichend Platz für Beine, Arme und Kopf. Da stören keine A- und B-Säulen, die Füße passen hinten sitzend locker unter den Vordersitz und man hat trotz der voluminösen Armaturenlandschaft ein luftiges Gefühl. Die Übersicht ist viel besser als im Kia und Renault und der Innenraum und Kofferraum glänzen mit vielen praktischen Details. Da gibt es im Dachhimmel hinten zwei Löcher links und rechts, wo man Jacken oder Hemden auf Bügel rein hängen kann; da gibt es eine höhenverstellbare Mittelarmlehne; da gibt es kleine Trenner mit Klettband für den Kofferraum, um kleinere Gegenstände am Rollen zu hindern... Einiges wundert aber auch und man schüttelt den Kopf. Wieso ist der Beifahrersitz nur im höchsten Paket elektrisch verstellbar, der Fahrersitz aber schon vorher; wieso sind die Cupholder, vorne und hinten, so dermaßen klein geraten; und wieso die USB-C-Anschlüsse vorne wie hinten so sehr versteckt?

Wir fühlten uns trotzdem so richtig wohl, da war sofort ein vertrautes Gefühl, welches ich im Kia und Renault so nicht hatte. Wir saßen sehr gut, die Sitze sind viel besser als im Kia. Hier drückte nichts und zwickte nichts, auch nicht nach den drei Stunden. Die Klima arbeitete im Hintergrund sehr gut, ist also nicht durch laute Lüftergeräusche oder ähnliches aufgefallen. Das Fahrwerk ist angenehm und dämpft gut was weg, die größen 20-Zöller sorgten aber natürlich für den einen oder anderen leisen "Schlag", der durch kam. Da sind dann, wenn die Optik weniger wichtig sind, die 19-Zöller wohl insgesamt weicher.

Super fand ich, dickes Kompliment, das Head-up-Display (alle Informationen waagerecht nebeneinander, die wichtig sind, und oben drüber je nach Wunsch einstellbar dazu noch die Augmented Reality-Objekte, so muss HUD!), das kleine Fahrerdisplay (ja, tatsächlich, das reicht in dieser Kombi aus) und das große Display in der Mitte mit 13 Zoll. Die Software, es war vermutlich 5.0, ist wohl inzwischen bis auf einen Punkt über alle Zweifel erhaben. Sie gefiel uns an sich besser als das Google-System im Renault, und das will schon was heißen, wie man hier sagt. Verschiedene Schnellwahl-Icons lassen sich frei belegen, man kann so z.B. die (sehr dezente) Warnung bei Übertreten der erlaubten Geschwindigkeit direkt mit einem Tipp deaktivieren. Mann kann so auch Icons für Batterievorkonditionierung, Winterheizung (da kann man dann einstellen, was auf diesen Tipp hin in welcher Stufe eingeschaltet werden soll: Sitzheizung, Lenkradheizung, Heizung der Heck- und Frontscheibe) und z.B. Umluft da hin legen - oder auch andere Dinge, die einem wichtig sind. Das ganze System ist also sehr gut auf persönliche Bedürfnisse anpassbar - ein großer Unterschied zum Renault, der da doch sehr viel vorgegeben hatte. Ein wenig unübersichtlich sind sie allerdings versteckt, die eigentlichen Einstellungen zum Auto an sich. Da kann man sich noch ein wenig verlieren.

Die Assistenten arbeiten kurios zuverlässig und Rekuperationsstufen habe ich nicht vermisst - der Elroq hat nämlich, wählt man nicht das immer optionale Sportpaket, keine. Er hat, wie wir das kennen, einen D- und einen B-Modus, letzter mit etwas stärkerer Rekuperation. Dafür kann er auf Wunsch die Rekuperation und aktuelle Geschwindigkeit nicht nur erkannten Schildern anpassen (wir hatten keine einzige Fehlerkennung und er zeigt auch Gefahren- und Hinweisschilder an), sondern auch an die Verkehrssituation. Ein Beispiel:

Wir fuhren über Land Richtung Bergstraße durch Käffer, wo sich noch Fuchs und Hase Gute-Nacht sagen. Kleine Gassen, von 100 kommend auf 70, 50 und dann 30. Vor uns ein Kleinwagen. Der Elroq passte sich automatisch an diesen Wagen vor uns und an die erlaubten Geschwindigkeiten im Voraus an, das heißt ich war bremsbereit, brauchte aber gar nicht selbst bremsen, weil der Elroq das selbstständig tat - und das mehr als perfekt, immer genau richtig. Das machte er auch, als ich von einer Schnellstraße auf einen Autobahnzubringer abbog. Er bremste ab, damit ich die Kurve ohne Probleme nehmen konnte. Wichtig zu wissen: Tempomat oder der komplette "Autopilot" waren da nicht aktiv! Das macht der Skoda auch so, aber natürlich kann man das, wie fast alles, auch deaktivieren.

Dieses Verhalten war absolut smooth und ganz ehrlich: das war so viel komfortabler als die automatische Rekuperation im Kia, die ich damals auch ausprobierte, deren zig Varianten aber nie genau das passende Verhalten lieferten. Im Kia konnte ich nicht vorhersagen, wie stark er jetzt wohl wann abbremsen würde - im Skoda konnte ich mich schon in der ersten Stunde blind auf dieses System verlassen. Aber das tat ich natürlich nicht, der Fuß war immer bremsbereit.  ;)

Was noch etwas nervt, ist die fehlende Filterung bei der Ladeplanung. Es gibt tatsächlich keine. Für meinen Bedarfsfall spielt das aber nur eine untergeordnete Rolle, denn ich werde wohl 90% meiner Ladungen beim Arbeitgeber oder zuhause vollziehen und da sind solche Filter nebensächlich. Bei einer Urlaubsfahrt würde das aber tatsächlich spannend. Abmildern würde das dann wohl die Möglichkeit, die vorgeschlagenen Ladestellen mit einem Klick durch andere in der jeweiligen Nähe ersetzen zu können. Das macht die Ladeplanung auf weiter Strecke etwas unkomfortabel, aber nicht unmöglich und wäre kein KO-Kriterium für mich.

Als Resultat des gestrigen Nachmittags muss ich eines sagen: Man kann dem VW-Konzern vieles vorwerfen: das Verhalten im Dieselskandal, mangelnde Kulanzbereitschaft, schlechte Garantiebedingungen und arg konservatives Fahrzeugdesign. Dennoch, mein nächstes Auto könnte den Schriftzug "SKODA" auf der Motorhaube stehen haben. Der "Kleine" hat uns einfach mit so vielen durchdachten Details begeistert. Nun liegen hier zwei Vertragsangebote auf dem Tisch... Wow, hätte ich selbst nicht gedacht.

Fotos gibt es leider keine. Der Probefahrtwagen war schwarz und recht dreckig wegen des Wetters, und der Innenraum mit hellem Leder und dunklem Kontrast-Stoff gar nicht unser Geschmack. Seht es mir bitte nach.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 1
Vielen Dank @Jorin für diesen detaillierten Bericht.
Das beschriebene Fahrverhalten mit dem Assistenzsystem kenne und liebe ich noch vom ID.3 und vermisse es bei Tesla schmerzlich!
Ich glaube, ich schau’ mir den Elroq als nächstes Auto auch mal genauer an.  ;)

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 2
Moins,

es ist immer ein großes Vergnügen deine Fahrberichte zu lesen, @Jorin:icon_danke_ATDE:

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 3
Besten Dank, ein schöner und umfassender Bericht!
Fotos kannst Du ja nachreichen, wenn Du Deinen hast. ;)

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 4
Die Software, es war vermutlich 5.0, ist wohl inzwischen bis auf einen Punkt über alle Zweifel erhaben. Sie gefiel uns an sich besser als das Google-System im Renault, und das will schon was heißen, wie man hier sagt. Verschiedene Schnellwahl-Icons lassen sich frei belegen, man kann so z.B. die (sehr dezente) Warnung bei Übertreten der erlaubten Geschwindigkeit direkt mit einem Tipp deaktivieren. Mann kann so auch Icons für Batterievorkonditionierung, Winterheizung (da kann man dann einstellen, was auf diesen Tipp hin in welcher Stufe eingeschaltet werden soll: Sitzheizung, Lenkradheizung, Heizung der Heck- und Frontscheibe) und z.B. Umluft da hin legen - oder auch andere Dinge, die einem wichtig sind. Das ganze System ist also sehr gut auf persönliche Bedürfnisse anpassbar
Hier würde mich von einem ID.3-Fahrer interessieren, ob das dort auch so ist.

Wir fuhren über Land Richtung Bergstraße durch Käffer, wo sich noch Fuchs und Hase Gute-Nacht sagen. Kleine Gassen, von 100 kommend auf 70, 50 und dann 30. Vor uns ein Kleinwagen. Der Elroq passte sich automatisch an diesen Wagen vor uns und an die erlaubten Geschwindigkeiten im Voraus an, das heißt ich war bremsbereit, brauchte aber gar nicht selbst bremsen, weil der Elroq das selbstständig tat - und das mehr als perfekt, immer genau richtig. Das machte er auch, als ich von einer Schnellstraße auf einen Autobahnzubringer abbog. Er bremste ab, damit ich die Kurve ohne Probleme nehmen konnte. Wichtig zu wissen: Tempomat oder der komplette "Autopilot" waren da nicht aktiv! Das macht der Skoda auch so, aber natürlich kann man das, wie fast alles, auch deaktivieren.
Sogar unser 2019er e-Golf rekuperiert schon vor Kreisverkehren oder Ortseingängen, und lässt ihn sonst frei rollen.

Unübersichtlichkeit in der Bedienung und viel zu viel Tradition gepaart mit viel zu wenig Moderne.
Hm, ich hatte immer den Eindruck, der MEB hätte zu wenig gute Tradition und zu viel falsche Moderne.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 5
@Jorin

Ein wirklicher guter Fahrbericht, sehr informativ und macht neugierig auf mehr. :applaus: Ich beschäftige mich ja schon seit Jahren mit der Anschaffung eines e-Autos und habe auch Erfahrungen in Probefahrten verschiedener Typen gesammelt.  Ich fahre ja schon einige Zeit elektrisch (Qashqai e-Power) und weiß diese Art des Antriebes zu schätzen. Ich beziehe meinen Strom eben gezwungenermaßen nicht von einer (für mich) teuren Ladestation, sondern von einem Generator, der von einem Benziner angetrieben wird. Allerdings haben  für mich wichtige "Randbedingungen" für den Kauf eines reinen E-Autos bisher nicht gepasst, auf die ich hier nicht eingehen möchte.
Ich werde im Frühjahr auf jeden Fall eine ausgedehnte Probefahrt machen. Das Auto kommt meinen Ansprüchen (ich bin Pragmatiker :-D ) weitgehend nahe. Danke für das Neugierigmachen. ;D

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 6
Der elroq stand tatsächlich auch auf meiner " kann man sich mal anschauen" Liste.
Vor der Probefahrt schaue ich mir allerdings immer die Preisliste an.
Was mir an einem Auto wichtig ist, ist Navi, adaptiver Tempomat, und Sitzheizung.
Der Grundpreis vom elroq klingt erstmal gut. Wie man das von VW kennt, bekommt man in der Basis kein Auto, was wirklich Spaß macht. Die Sachen sind auch nicht wirklich konfigurierbar, sondern gibt es nur in festen Paketen.
Der Aufpreis vom kleinen zum mittleren Paket mit Sitzheizung und Assistenzsystemen ist schon erheblich.
Selbst das Netz unter Hutablage für das Ladekabel, was alle Youtuber so hervorheben, kostet nicht gerade wenig.
Da sich diese Preispolitik leider durch alle Autos des VAG durchzieht, fallen die Autos leider für mich raus.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 7
Auf einem gleichen Ausstattungslevel war der Renault 1.000 Euro teurer und der Kia nur 2.000 Euro günstiger. Die spielen also alle auf dem gleichen Niveau.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 8
@Jorin :

Die viel länger dauernde Garantie bei Kia sollte man nicht außer Betracht lassen.

Man könnte auch bei Škoda Garantie zukaufen, das kostet aber un dann wird der Unterschied (erheblich) mehr als 2.000 EUR sein.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 9
Guter Punkt. Bei VW und Skoda gibt es nur bis zu 5 Jahre Garantie (2 ab Werk plus max. 3 gegen Aufpreis).

Wieviel wert die Garantie bei Hyundai oder Kia im Ernstfall ist, sei mal dahingestellt (Stichwort: Lieferzeit Ersatzteile und Ersatzwagen nur unter sehr engen Bedingungen).

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 10
Ich hab' auch gerade festgestellt, dass meine Wunschkonfiguration ~53.000 € kosten soll. 😲
Preislich nehmen die sich halt alle nicht viel, wenn man auf gewohnten Komfort nicht verzichten möchte.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 11

Wieviel wert die Garantie bei Hyundai oder Kia im Ernstfall ist, sei mal dahingestellt (Stichwort: Lieferzeit Ersatzteile und Ersatzwagen nur unter sehr engen Bedingungen).

Verstehe ich nicht. Oder glaubst du, die Teile kommen auf Bestellung aus Korea?

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 12
Der Vater meines besten Freundes hat sich nen Elroq bestellt. Erst letzte Woche. Hat mein ich gut 10k€ Nachlass bekommen (65er Version). Also Rabatttechnisch dürfte da gut was gehen.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 13
@bakerman23 Scheinbar. Hier nur ein paar Beispiele:

Ersatzteilversorgungsprobleme - e-Soul - Allgemeine Themen • Kia e-Soul -... (12 Werktage)

Lange Wartezeit auf Reparatur nach Unfall - EV6 Karosserie, Blech- &... (3 Monate beim Einen, 7 Wochen beim Anderen, dann 4 Monate, dann beim Nächsten 5 Monate, usw.)

https://www.reddit.com/r/kia/comments/11t0l6v/experience_with_wait_times_for_parts/?tl=de&rdt=40316 (2-3 Monate laut einem Mitarbeiter bei einer großen Reparaturwerkstatt)

Die Google-Suche lohnt sich,. da findet man jede Menge zu.

Antw.: Elroq Probefahrt-Erfahrungen

Antwort Nr. 14

Wieviel wert die Garantie bei Hyundai oder Kia im Ernstfall ist, sei mal dahingestellt (Stichwort: Lieferzeit Ersatzteile und Ersatzwagen nur unter sehr engen Bedingungen).

Verstehe ich nicht. Oder glaubst du, die Teile kommen auf Bestellung aus Korea?

Der Kia meines Chefs stand wegen ICCU Defekt knappe 3 Monate beim Händler. Leasingrate lief trotzdem ganz normal weiter.