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Thema: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf... (2071-mal gelesen)
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Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Am Wochenende haben wir ein interessantes Video zum Thema Porsche-Verkaufsstopp gesehen. Darin wurde unter anderem auch der Katalysator angesprochen, der ja eine bestimmte Temperatur erreichen muss, bis er seine Aufgabe überhaupt wahr nimmt. Das dürfte ja jedem bekannt sein, der sich nur ein bißchen mit der Technik beschäftigt. Es wurde in dem Video behauptet, dass - Recherchen des Video-Erstellers nach - ein normales Fahrzeug auf den ersten 500 m soviel Abgase ausstoßen würde wie sonst auf 5.000 km - nur weil der Katalysator anfangs nicht arbeitet! Zitat: "Der Dreck von 5.000 km auf den ersten 500 m!"  ???

@Tiffany und ich schauten uns an: Wie ist das bei unseren beiden Fahrzeugen?  :-/  Wir wollten doch etwas umweltfreundliches und sparsames!

Im Falle von Yuki, meinem Vollhybriden, ist es wohl "nur" genauso schlimm wie bei jedem anderen Fahrzeug auch. Dank Scangauge kann ich während meiner Fahrten die Motortemperatur beobachten (okay, genau genommen die Temperatur der Kühlflüssigkeit, oder?) und es stellt sich heraus, dass die rein elektrischen Fahrtabschnitte viel zu kurz sind. Der Motor und damit hoffentlich auch der Katalysator werden nicht nennenswert kalt, sodass die Funktion des Katalysators nicht eingeschränkt sein dürfte, wenn er erstmal aufs Betriebstemperatur gekommen ist.

Im Falle von James, Tiffany's Plug-in-Hybrid, sieht das vermutlich anders aus. Sie kann ja mittels EV-Modus sehr genau selbst bestimmen, welche Streckenabschnitte sie rein elektrisch zurücklegen möchte. Mal angenommen, sie fährt im EV-Modus los, nach 10 km lässt sie den Hybridmodus zu. Nun wird der Motor auch zum Vortrieb genutzt, der Katalysator müsste aufgeheizt werden. Es gibt nun aber zwei Szenarien:

1. Sie bleibt im Hybridmodus. Die EV-Abschnitte sind so kurz, dass der Katalysator ausreichend heiß bleibt und die Filter-Funktion greift.

2. Sie wechselt immer wieder zwischen Hybrid- und EV-Modus hin und her. So kann der Katalysator sich immer wieder abkühlen, wenn der dem Verbrennerbetrieb folgende Fahrtabschnitt im EV-Betrieb nur lang genug ist. Beim nächsten Wechsel in den Hybrid-Modus mit Verbrenner-Unterstützung dürfte der Katalysator zunächst wieder (er)kalt(et) sein und keine Abgase filtern. Er muss wieder aufgeheizt werden. Ist er das, ist wieder alles gut. Aber der nächste EV-Abschnitt kommt, und vielleicht ist der wieder so lange, dass der Katalysator wieder abkühlen kann... Und immer so weiter. Sie wäre also deutlich umweltschädlicher unterwegs als ein normales Fahrzeug! Denn: Auf den ersten 500 m soll ja angeblich so viel Dreck ausgestossen werden wie sonst auf 5.000 km! Und sie würde das ja alle paar Kilometer tun!  :besserwisser:

Wir waren relativ fassungslos und erschrocken ob dieser Erkenntnis!  :icon_nixweiss:

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 1
Es wurde ja schon getestet, das Plug-in Hybride nicht unbedingt mit saubersten Abgasen unterwegs sind.

Die rühmliche Ausnahme ist nur der Toyota Prius, der selbst bei kaltem Motor vergleichsweise wenig Schadstoffe ausstößt.


Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 2
Aber liegt das an eben diesem Katalysator-Problem? Ich denke eher nicht... Der Mini z.B. ist im Hybridmodus nicht wirklich sehr sparsam. Das sorgt natürlich auch für mehr Abgase als bei meinem Prius, der weniger verbraucht. Ich fürchte, den Kat hat bisher niemand derart in Verdacht, oder? Wir zumindest haben zwar gewusst, dass er Anfangs nicht arbeitet, aber auf den Gedanken, wie schlimm das sein könnte und was eigentlich ein Plug-in macht, wenn er immer wieder abkühlt, sind wir bisher gar nicht gekommen. Das gilt dann übrigens auch für den Prius-Plug-in, dessen Kat im EV-Betrieb ja auch wieder abkühlen dürfte.

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 3
Der Prius hat eben ein anderes Motorkonzept.

Der produziert schon vor dem Kat weniger Schadstoffe. 

Da fallen die immer wieder auftretenden Warmlaufphasen nicht ganz so ins Gewicht denke ich.

Man kann eben “schmutzige“ Motoren bauen und die Abgase aufwendig reinigen. Oder eben einen sehr sauberen Motor, der schon ohne Nachbehandlung der Abgase ganz gut da steht. Und den Weg ist Toyota gegangen.

 

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 4
Es geht mir nicht darum, dass ein Direkteinspritzer unsauberer als ein Atkinson ist.  ;)  Es geht hier um das Katalysator-Problem/-Verhalten bei (allen) Plug-ins!

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 5
Ja, klar. Das Problem betrifft an sich alle.

Trotzdem gibt es Unterschiede bei den Schadstoffen.

Auch bei jedem anderen Auto. Ob das immer gleich 5.000 km Äquivalent bedeutet bezweifle ich schon. Aber die Warmlaufphase ist immer kritisch.

Gehe ich beispielsweise bei meinem Wagen vom Scangauge aus, dauert der Zustand nur wenige Sekunden. In Wirklichkeit dauert es natürlich länger, bis die Abgase in vollem Umfang gereinigt werden.

Da ist sicher auch jeder Wagen anders. Man müsste echt mal eine Messstation mitführen.

 

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 6
Das was Jorin anspricht ist schon richtig so. Ob die 500m zu 5000 km Maßstab, das ist ja Faktor 10 000, so stimmt sei mal dahingestellt.
Hier gibt es sicherlich auch sehr breite Streuungen wie Hungryeinstein schon bemerkt hat.

Aber was ich sagen wollte: Aus diesem Grund denke ich das Schadstofftechnisch ein serieller Plug in Hybrid besser wäre weil dann der Verbrenner länger am Stück im optimalen betriebspunkt laufen könnte.

Am Besten wäre dann noch das EV mit Range extender der Quasi immer läuft wenn der Akku leer ist.

Technische Lösungen gibt es auch schon zu der Problematik. Eine elektrische Katalysatorbeheizung.
Aber das kostet wieder Geld.... .

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 7
Toyota hat sich des Problems schon vor langer Zeit angenommen, als sie bei den HSDs zuungunsten der Verbrauchseffizienz die initialen Stages der Motorsteuerung implementiert haben. Insbesondere Stage 1 dient dazu, den KAT schnell aufzuheizen. Und auch während der Fahrt werden Maßnahmen zur Haltung der Katalysator- sowie Kühlwassertemperatur getroffen. Je nach Umständen wird hier der Verbrenner innerhalb der Stage 4 trotz ausreichender Batterieladung gestartet oder gar bis Stage 2 zurückgesprungen. Ganz so arg wie beim Auto 1.0 dürfte es bei den HSDs also nicht sein.
Im Übrigen kann man sich leicht überlegen, dass die Behauptung von der 5.000-km-Äquivalenz der ersten 500m, also ein Faktor von 10.000, nur für ausgewählte Schadstoffe gelten kann. Für andere geht gar nicht genug an Edukten in den Verbrennungstrakt rein, um diese Werte zu produzieren. Mir fehlt die Zeit, die Stelle in dem langen Video zu suchen, wo diese Behauptung aufgestellt wird. @Jorin Kannst du diese bitte angeben?

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 8
Ich hoffe, ich habe diese Werte richtig in Erinnerung behalten.  :-[  Aber auch wenn es nicht der Faktor 10.000, sondern nur 1.000 wäre... Mir geht es mit diesem Thread um die Überlegung, dass ein Plug-in plötzlich viel schlechter da steht als ein konservativer Verbrenner, eben weil der Plug-in über weite Teile rein elektrisch fahren kann. Er wäre damit das denkbar schlechteste Fahrzeug, selbst ein Verbrenner wäre besser, vom Elektroauto ganz zu schweigen.

Die Aussagen zu diesen Berechnungen befinden sich weit am Ende des Videos. Ich selbst kann leider heut abend erst die Stelle suchen. Vielleicht ist einer von euch so nett...  :icon_daumendreh2:

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 9
Gerade gesehen: Die Behauptung stammt wohl aus diesem Artikel: Empa - Communication - Mikrowellen-Katalysator . Leider begründet der Redakteur nicht seine Rechnung, wenn es dort heißt "Rund 90 Prozent aller Schadstoffe entstehen in der ersten Minute nach dem Kaltstart eines modernen Benzinmotors. Anders ausgedrückt: Die ersten 500 Meter Fahrt belasten die Luft genauso stark wie die nächsten 5.000 Kilometer, falls man nonstop so weit fahren würde."
Das scheint mir inkonsistent: 90% innerhalb der ersten Minute hieße ja bei einer (bereits hoch angesetzten) durchschnittlichen Fahrtdauer von 30 Minuten eine "nur" 261-fache Überhöhung der Schadstoffkonzentration im Kaltlauf, 500m zu 5.000km hingegen eine 9.999-fache. Oder andersherum: Die durchschnittliche Autofahrt müsste satte 18,5 Stunden dauern, damit obige Rechnung aufginge.

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 10
Allein diese Angabe:
"Rund 90 Prozent aller Schadstoffe entstehen in der ersten Minute nach dem Kaltstart"
ist doch schon  :icon_doh:
90% von wieviel muss man schon angeben. Prozentangaben können keine absoluten Werte sein.
Mann muss schon den Bezug mit angeben.
Wenn ich einmal starte und meinen Tank leer fahre, habe ich z. B. 700km gefahren.
Wenn ich einmal starte und nur zum Bäcker (2km) fahre, ist das gleichzusetzen?
Eher nicht.

Gruß
Helmut

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 11
Das die Kaltstartphase ein Problem dar stellt ist einleuchtend. Drum freut sich die Automobilindustrie auch nicht, dass nun auch bei 16°C eine Messfahrt stattfindet. Bei -10°C würde es vermutlich noch etwas länger dauern, bis die Abgasreinigung betriebsbereit ist.

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 12
Wenn überhaupt. Es gibt doch das Thermofenster..... .

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 13
wäre zwar schön wenn endlich Konsequenzen gezogen werden aber ich befürchte, das sich hier nichts ändern wird. Ob Führungskräfte zur Rechenschaft gezogen werde wage ich auch zu bezweifeln ;-(

Antw.: Der Katalysator - die neue Kuh, die durchs Dorf...

Antwort Nr. 14
Also irgendwie hat der Schreiberling eine gute Phantasie....   nur in Mathe hat er in der Grundschule anscheinend geträumt....
Mit 500m Warmlaufphase komme ich nicht aus. Denn bis bei mir das erste mal der Motor ausgeht, hab ich gut 900-1000m hinter mir.  Wenn ich "Schadstoffe" dann mal so global nehme wie er,  müsste ich 500 Meter nach der Haustüre eine Tankstelle haben.
Denn... in der Warmlaufphase Schadstoffe *10.000.... also auch mindestens 100x CO2.  CO2 korreliert zum Spritverbrauch... und nach der Rechnung ist dann mein Tank nach 500-700m garantiert leer.