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Thema: Toyota Prius Plug-in Hybrid (2012) (2493-mal gelesen)
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Toyota Prius Plug-in Hybrid (2012)

Fahrbericht Toyota Prius Plug-in Hybrid (2012) vom 28. Oktober 2012

Der Toyota Prius Plug-in Hybrid ist mit einer größeren Lithium-Ionen-Batterie als sein Vorgänger, der normale Prius mit Nickel-Metallhydrid-Batterie, versehen. Sie leistet nun 4,4 kWh, wovon 3 kWh wirklich zur Verfügung stehen. Trotz der größeren Batterie wiegt der Plug-in Hybrid nur etwa 50 Kilogramm mehr als sein Schwestermodell. Der Aufpreis für bis zu 25 Kilometer rein elektrisches Fahren beträgt derzeit um die 8.000 Euro.

Montag abend in meinem Heimatdorf: Ich stehe neben dem Prius Plug-in Hybrid und mache erste Fotoaufnahmen. Leider, das gleich vorneweg, wird dieser Fahrbericht der kürzeste der bisher bei den HYBRID-Piloten veröffentlichten. Denn der Termin für die Probefahrt fällt zeitlich recht unpassend zwischen die Nacharbeiten zum Honda Jazz Hybrid-Fahrbericht und dem Abholen des neuesten Kandidaten, dem Peugeot 3008 HYbrid4. Und während ich da so stehe und fotografiere, stelle ich erneut fest, dass mir das Facelift des Prius immer besser gefällt.

Neben der im Rahmen des Facelifts geänderten Front, welche übrigens alle Prius erhalten, fällt der Plug-in Hybrid durch zwei spezielle Abdeckungen im Frontspoiler und an der Heckklappe auf, die sich dezent durch ihre silberne Farbe von der Fahrzeugaußenfarbe absetzen. Auch die Türgriffe sind in diesem Farbton gehalten. Sonst verrät sich der Plug-in nur durch neue Schriftzüge und einen zweiten Tankdeckel von seinen nicht per Stromkabel aufladbaren Schwestermodellen. Über die Felgen hülle ich besser den Mantel des Schweigens. Aerodynamik hin oder her – optisch reißen die mich nicht vom Hocker.

Dezente Änderungen auch innen. Statt einer hellen Mittelkonsole ist die neue nun in einem dunklen, fast metallisch glänzenden Grau gehalten. Und auch die geänderte Konsole zwischen den Vordersitzen gefällt mir richtig gut. Der Innenraum hat alleine dadurch an optischer Qualität gewonnen. Dazu tragen auch die neu gestalteten Sitze mit Lederimitat und Stoffinnenbahn bei. Weniger schön: Die dünn wirkenden, langweilig schwarzen Stoffe an den Türen und an der Mittelarmlehne. Leider wurde in Sachen Haptik im Rahmen des Facelifts nichts optimiert, Armaturenbrett und Handschuhfach sind immer noch schlichtes Hartplastik. Statt eines doppelten Bodens im Kofferraum gibt es dort nun ein tiefes Fach fürs Ladekabel und Kleinkrams. So hat der Plug-in faktisch nur 2 Liter Kofferraumvolumen verloren, praktisch gesehen sind es jedoch mehr.

Doch wie fährt er sich nun, der Plug-in? Schließlich kann man sich den Innenraum auch in jedem Toyota-Autohaus selbst anschauen. Er fährt sehr entspannt. Wer schon einmal in einem Toyota- oder Lexus-Vollhybridfahrzeug saß, kennt das Gefühl. Einerseits kann man den Plug-in wie jeden gewöhnlichen Prius nutzen und muss so keine Angst haben, im Nirgendwo mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Immerhin sind schon mit einem normalen Prius problemlos Reichweiten von über 900 Kilometern möglich. Andererseits steht ein EV-Modus zur Verfügung, der ein rein elektrisches Fahren von bis zu 85 km/h ermöglicht, und das bis zu 25 Kilometer weit. Sagt Toyota. Mangels Gelegenheit, die Zeit war einfach zu knapp, kann ich dies weder bestätigen noch widerlegen. Auf Grund der zurückgelegten rund 150 Testkilometer schätze ich jedoch eine reale Reichweite im EV-Fahrbetrieb von etwa 20 bis 22 Kilometern.

Im Alltag funktioniert das Zusammenspiel der beiden Fahrmodi, EV und HV, nahezu perfekt. Im EV-Modus, den man durch eine Taste in der Mittelkonsole aktivieren kann, bewegt man sich lautlos und ausreichend flott durch den innerstädtischen Verkehr. Vorausgesetzt, es befindet sich genug Strom in der Hybridbatterie, die anders als noch bei den ersten Prototypen nicht zwischen EV- und HV-Batterie unterscheidet. Nur wenn man allzu beherzt beschleunigt und das Gaspedal Richtung Bodenblech bewegt, springt zwangsläufig der Verbrennungsmotor an und der Prius Plug-in Hybrid verlässt kurzzeitig den EV-Modus. Dabei bleibt dieser aber im Hintergrund aktiv: Wird der Benzinmotor also nicht mehr benötigt und abgeschaltet, fällt der Prius automatisch wieder in den EV-Modus zurück. Das gleiche Spiel läuft auch immer dann ab, wenn die Witterungsverhältnisse den Benzinmotor erfordern, zum Beispiel um den Innenraum zu heizen, oder wenn sich der Prius noch in der Warmlaufphase befindet. Hier hat der Komfort stets Vorrang. Selbst wenn man schneller als 85 km/h fährt, bleibt der EV-Modus im Hintergrund aktiv und wird dann wieder aktiviert, sobald man wieder unter diese Geschwindigkeit fällt.

Eine Besonderheit des Plug-in: Statt wie im normalen Prius gibt es hier keinen Power-Fahrmodus mehr. Der Plug-in bietet dafür zusätzlich zum ECO-Fahrmodus, der sowohl im normalen Hybridmodus als auch beim rein elektrischen Fahren zur Verfügung steht, den EV-City-Modus. Hier darf der Fahrer das Gaspedal noch etwas weiter durchtreten, bevor der Verbrennungsmotor unterstützend eingreift.

Das ganze System wirkt also sehr durchdacht. Dazu passt die Ladezeit von etwa 2 Stunden (offiziell gibt Toyota 90 Minuten an), die notwendig sind, um die Hybridbatterie soweit voll zu laden, dass wieder um die 25 Kilometer rein elektrisch möglich sind. Diese Zeit kann man prima nutzen, um zum Beispiel die werte Gattin zum Shoppen auszuführen. Wobei die 25 Kilometer nicht festgemeißelt sind: Die Hybridbatterie unterscheidet nicht zwischen den beiden Fahrmodi und wird stets durch Rekuperation wieder aufgeladen. Aber natürlich verbraucht man im EV-Modus mehr Energie, als man wieder durch Ausrollen und Bremsen zurückgewinnt.

An den Plug-in angepasste Anzeigen erleichtern die Nutzung der beiden Fahrmodi und wecken auch den Spieltrieb im Manne. Die EV-Fahrverhältnis-Anzeige zeigt an, in welchem Fahrmodus man wieviel Zeit und wieviel Kilometer zurückgelegt hat. Zusätzlich wird die dabei vernichtete Energiemenge, in Kilowattstunden (kWh) für den EV-Modus und in Litern pro Hundert Kilometer (l/100 km) im HV-Modus, angegeben. Im Hybridindikator wird immer auch der Ladezustand der Hybridbatterie angezeigt, und die Energieanzeige zeigt nun auch die noch zur Verfügung stehende rein elektrische Fahrdistanz an. Nach dem Ausschalten des Fahrzeugs informiert eine Zusammenfassung über die letzte Etappe.

Für Pendler wie mich wäre ein Prius Plug-in also das ideale Fahrzeug. Die tägliche Strecke ins Büro und wieder zurück könnte ich rein elektrisch zurücklegen, und für weitere Strecken den ebenfalls sparsamen Hybridmodus nutzen. Dabei ist das Fahrzeug ein angenehmer Begleiter. Er bietet viel Platz im Innenraum und wirklich sinnvolle technische Ausstattungen, wie das tolle Head-up-Display. Der Prius Plug-in Hybrid fährt sich sehr sicher und der Komfort während der Fahrt liegt im üblichen Rahmen, wozu auch die eher kleinen Reifen mit ihren 15 Zoll-Felgen beitragen. Während meines kurzen Tests legte ich 151 Kilometer zurück und verbrauchte dabei 3,1 Liter auf 100 Kilometer. Ich konnte den Plug-in dabei tagsüber einmal aufladen. Leider kostet der Plug-in auch rund 8.000 Euro Aufpreis zum normalen Prius.

Das Fazit
Bis zu 85 km/h und bis zu 25 Kilometer weit rein elektrisch Fahren und danach den bewährten Hybridantrieb von Toyota nutzen – das bietet der Prius Plug-in Hybrid. Dabei muss man kaum Kompromisse eingehen: Lediglich etwas Kofferraumvolumen wird geopfert, um die größere Batterie unterzubringen. Über einen Schalter kann der Fahrer zwischen EV- und Hybrid-Fahrmodus wechseln.

Gut ist...
Um die tägliche Kurzstrecke ins Büro möglichst sparsam zurückzulegen, kann man das Fahrrad nutzen, Fahrgemeinschaften bilden oder sich einen Prius Plug-in Hybrid kaufen. Er bietet ein ebenso einfaches wie geniales Zusammenspiel von rein elektrischem Fahren und dem gewohnten Hybrid-Fahrmodus des Toyota Prius. Dabei kommt man mit in 2 Stunden getanktem Strom reale 20 Kilometer weit.

Weniger gut ist...
Etwa 8.000 Euro Aufpreis kostet der Plug-in Hybrid im Vergleich zum normalen Prius. Das ist viel Geld, gerade für Pendler, für die der Plug-in aber geradezu ideal ist. Die teilweise billige Materialanmutung im Innenraum ist ein weiterer Minuspunkt auf der Liste.

Die Danksagung
Den Prius Plug-in Hybrid in der Life-Ausstattung stellte uns das Autohaus NIX in Offenbach dankenswerterweise für 24 Stunden zur Verfügung – komplett aufgeladen!