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Thema: Sackgasse Car-Sharing? (3641-mal gelesen)
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Sackgasse Car-Sharing?

https://www.youtube.com/watch?v=0ylrot4SZZ8

Sehr interessanter Bericht. Um es kurz zu fassen: Statt die Anzahl der Autos in den Städten zu reduzieren, konkurriert Carsharing eher mit den Öffentlichen und bewirkt daher das Gegenteil.

Interessant ist das Beispiel vom San Francisco Airport. Die haben Uber erlaubt, ihre Dienste dort anbieten zu dürfen und seitdem sind die S-Bahnen leer und die Straßen voller als vorher.

Das ist ja eigentlich nicht Sinn der Sache.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 1
das sehe ich nicht so. Carsharing wird üblicherweise nur von Leuten genutzt, die kein Auto haben, und wohl sicher nicht als tägliche Alternative.

Uber ist auch ḱein Carsharing, sondern eine Art Taxidienst

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 2
Ich habe auch schon Uber vom SFO aus genutzt. Die Öffis in den USA sind wirklich nicht das Gelbe vom Ei und darüber hinaus ist Uber kaum teurer.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 3
Laut dem Video würden sämtliche Leute, die diese Dienste nutzen, sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.

...und darüber hinaus ist Uber kaum teurer.

Das ist unter anderem auch der Grund für den Kannibalisierungseffekt. Letztendlich entlastet Carsharing aktuell eher die Öffentlichen und nicht den Straßenverkehr. Das ist das absolute Gegenteil von dem, was erreicht werden soll.

Ich will nicht bestreiten, dass es in der Theorie sinnig ist, aber letztendlich versuchen die Lobbies hier nur noch einen Platz für ihr Produkt zu finden. Es findet derzeit noch die falsche Konkurrenz statt. Die Services holen die Leute nicht aus den Autos, sondern aus der Bahn, den Bussen und den Straßenbahnen.

EDIT: Bevor wir hier abdriften, es geht ja nicht nur um Uber. Uber ist nur ein Beispiel. Die Kommunen wurden überzeugt, extra Geld in die Hand zu nehmen um Parkplätze für Sharingdienste großer Firmen zu schaffen. Schaut euch das Video einfach mal an, das ist relativ interessant. Sogar Frankfurt kommt als Beispiel vor, @Jorin ;)

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 4
Sorry, aber der normale öffi Benutzer, der jeden Tag zur Arbeit fährt, benutzt mit Sicherheit kein Uber. Dafür wäre viel zu teuer.
Selbst wenn. Wenn ein Uber Auto auch nur 10 Fahrgäste pro Tag hat, die kein eigenes Auto haben, habe ich damit 9 Autos eingespart. Ziel erfüllt.
Ich würde auch sagen, in Städten mit guter und bezahlbarer Anbindung, würde sich uber auch nicht etablieren.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 5
Denk nochmal genau darüber nach:
Du sparst doch keine Autos ein, die sich im Straßennetz bewegen und den Verkehr verringern.

Laut dem Video werden die Angebote auch viel für Kurzstrecken genutzt.

Selbst die BMW-Mitarbeiter, die gefragt wurden, würden ohne DriveNow mit der S-Bahn und Ähnlichem fahren.

Ich glaube, die Anzahl der Autos, die nicht gebaut werden durch Verzichtende ist vielleicht vorhanden, aber wenn sehr gering und wenn diese Leute sich nicht in den Bus setzen, sondern stattdessen mit einem nächstgelegenen Carsharing-Angebot unterwegs sind, erweist uns das eher einen Bärendienst, anstatt die Infrastruktur zu entlasten.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 6
in DE ist Uber doch eher ein Konkurrent zum Taxi, nicht zu den Öffis. So zumindest habe ich immer die Artikel verstanden, in denen es um Uber ging...kam ja auch schon mal im TV vor längerer Zeit.

Zitat
Ich glaube, die Anzahl der Autos, die nicht gebaut werden durch Verzichtende ist vielleicht vorhanden, aber wenn sehr gering und wenn diese Leute sich nicht in den Bus setzen, sondern stattdessen mit einem nächstgelegenen Carsharing-Angebot unterwegs sind, erweist uns das eher einen Bärendienst, anstatt die Infrastruktur zu entlasten.
ja, das wird sicher so sein. Ich hatte ja mal ein Thema gestartet zu den Überlegungen, auf Carsharing um zu switchen.

in Münster mit relativ gutem Nahverkehr hat stadtteilauto.com als lokaler Anbieter des CS nur knapp über 5000 angemeldete Menschen, und das inkludiert noch andere Städte wie Coesfeld, Hamm etc.

und gescheite Werbung?? totale Fehlanzeige, was in unseren Augen unverständlich ist. Grad in der aktuellen Diskussion um CO2-Einsparung etc. müssten die nach vorn preschen und auch wesentlich flexibler werden. das jetzige System ist ja vielleicht nett für die Nutzer, aber solche Leute wie uns hat es letztendlich nicht komplett überzeugt... Euro-5-Diesel statt Hybrid? nööö

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 7
Es passiert folgendes: Lobbyisten nehmen Einfluss auf Politiker um eine entsprechende Gesetzeslage für deren jeweiligen Serviceleistungen zu schaffen.

Dabei kommen dann so Sachen raus, dass eine Stadt sich belabern lässt und extra Platz für 200 Parkplätze schafft, damit Hersteller dort ihre Fahrzeuge im Rahmen einer Dienstleistung hinstellen können - Es wird also weiter auf eine Auto-zentrierte Verkehrsplanung gesetzt.
Ich will gar nicht bestreiten, dass ein Auto besser genutzt werden kann als über 90% am Tag rumzustehen oder stattdessen fünfmal produziert zu werden, aber hier geht es nicht um Leute, die ihr Auto deswegen lieber abschaffen, sondern um eine Verkehrswende, die so nicht stattfinden kann.
Ob 100 von 200 im Stau stehenden Fahrzeugen Sharing-Fahrzeuge sind oder nicht, spielt ja keine Rolle. Das ändert nichts am Verkehrsaufkommen, an der Luft, am Klima und auch nichts an der Verteilung des Verkehrsraums. Durch Kanibalisierungseffekte könnte das die Situation auch verschlimmern. Darauf geht das Video auch ein.

Man muss ganz klar erkennen, dass es hier ums Geld geht. Man will mit einer Dienstleistung Geld verdienen und expandieren und/oder im Falle der hiesigen Hersteller eine Zukunft für das eigene Produkt sicherstellen oder sogar Werbung damit machen.
Autos, die intensiv genutzt werden, müssen auch schneller ersetzt und öfter gewartet werden.
Es geht also nicht um Ergänzung, sondern um Konkurrenz.

Es gibt für alles natürlich gute und schlechte Gründe.

Ganz interessant am Rande: In Japan werden manche Carsharing-Dienste in Anspruch genommen, ohne dass das Auto auch nur einen Kilometer fährt. Die Leute schlafen darin, arbeiten darin, benutzen den Kofferraum als Schließfach, etc. ;D
Sicher keine Überraschung in einem Land, wo Leute im Internet-Café wohnen.

 

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 8
es geht immer und überall nur noch um Geld. Das ist der Treibstoff.

aber deswegen ist CS noch immer keine Sackgasse, denn auch wenn die Autos intensiver genutzt werden, ersetzen die Fahrzeuge eine Menge andere. in MS + den anderen Orten insgesamt wie gesagt > 5000 Nutzer, die sich die Autos teilen. das sind dann sicher weniger Autos, als wenn jede Partei eines hätte.
und Konkurrenz zu den Öffis sehe ich da nicht wirklich. Entweder bin ich affin zu den Öffis oder ich bin es nicht.

mal aus meiner Situation: ich fahre täglich mit der Bahn zur Arbeit und dann vor Ort noch Tram oder U. in diesem Jahr musste!! ich zwangsweise 1x mit dem Auto fahren, das hat mir schon gereicht für den Rest des Jahres.
Wir haben in ca. 200 m Distanz eine Station des Carsharing, trotzdem haben wir ein eigenes Auto, das nur wenig gefahren wird. die Gründe hab ich ja schon genannt.
wir fahren auch ab und an mit dem Zug oder mal mit dem Bus, wenn die Umstände es erfordern. Am liebsten aber sind wir zu Fuß oder mit dem Rad in der Stadt unterwegs. Für uns wäre CS ein kompletter Ersatz für unser Autochen, aber leider zu stark beschränkt.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 9
Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass der Gedanke dass Carsharing zu weniger Verkehr führt, ein Logikfehler ist.

Es gibt dann vielleicht weniger Autos die irgendwo rumstehen, das streite ich nicht ab. Autos, die weniger produziert werden? Kurzfristig vielleicht schon, aber entsprechende Fahrzeuge werden ja auch schneller ersetzt werden müssen.

Wie gesagt, die Leute in dem Video würden sonst alle mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und das zeigt in meinen Augen die eine falsche Umverteilung.

Ich hätte gestern so einen Service genommen. Zug 35min Verspätung und ich habe in Duisburg meinen Anschluss verpasst. In der anschließenden Wartezeit auf den Nächsten wäre ich mit dem Auto schon zu Hause gewesen und das sind letztendlich auch die Kunden. Die Leute, die eh schon mit dem Auto unterwegs sind, brauchen dann auch keines an ihrem Zielort. Das wäre keine gesparte Autofahrt, sondern eine zusätzliche gewesen.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 10
Ich glaube, dass insbesondere selbstfahrende Autos eine Konkurrenz zu dem öffentlichen Nahverkehr werden. Es gibt jetzt häufig Situationen, bei denen man beim Umsteigen 20 bis 30 Minuten warten muss bis der nächste Bus kommt. Da wird es dann vermutlich viele geben, die statt dessen sich ein Auto rufen. In der Situation könnte ich mir aber auch vorstellen, dass ein e-Scooter oder Leihrad nutzbar ist. Es muss halt dort stehen wo man los will (Haltestelle) und man muss die Möglichkeit haben es zu parken wo man will. Mir würde das bei der Nutzung von ÖPNV einiges bringen.

Es gibt schon jetzt viele, die in der Stadt wohnen und auf das Auto komplett verzichten. Die, die ich kenne und in der Innenstadt einer Großstadt wohnen, haben kein Auto obwohl zur Wohnung ein eigener Tiefgaragenparkplatz gehört. Nutzen auch kein Carsharing. Auto fahren ist halt in Großstädten wie Köln extrem ungünstig, weil man keine Parkplätze dort findet wo man will.

Da wird es einige geben, die Carsharing oder selbstfahrende Autos zusätzlich nutzen, um einzukaufen, statt sich mit dem Rad mit Wasserkasten hinten drauf zu quälen. Das sind dann auch zusätzliche Fahrten.

Die Frage ist, ob jemand wegen Carsharing zusätzlich auf das Auto verzichtet. Das muss man beobachten. Ob das wirklich passiert, ist mir unklar. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Lieferservice in vielen Fällen den Leuten ausreicht.

Insofern bin ich gespannt, ob Carsharing wirklich etwas bringt oder eher die Situation in den Städten durch mehr Autos verschlimmert. Die müssen auch parken und werden evtl. zusätzlich benötigt.


Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 12
Innenstadt: Schon 4.800 E-Scooter in Berlin - Golem.de

Zitat
Die Anbieter Circ, Lime, Voi und Tier setzen ihre E-Scooter fast nur in der Innenstadt aus, um Touristen als Kunden zu gewinnen. Das widerspricht den Zusagen, damit den Autoverkehr von Pendlern deutlich zu reduzieren.
[...]
Die vom Rbb ermittelten Zahlen legen nahe, dass die E-Scooter bislang zum großen Teil von Touristen genutzt werden. Das steht im Widerspruch zur Selbstdarstellung der Anbieter. Sie hatten beim Berliner Senat damit geworben, dass Leihroller einen spürbaren Beitrag dazu leisten, den Autoverkehr bei Berufspendlern zu reduzieren.

Kann man nicht 1:1 auf Autos übertragen, aber das ist meines Erachtens ein weiteres Indiz dafür, dass es dem Pendlerverkehr nicht wirklich nützt.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 13
Das ist nichts neues und im Ausland auch so. Von einheimischen wird das Angebot kaum genutzt. Warum soll das in Deutschland anders sein.
Einheimische benutzen eher das eigene Fahrrad als einen Roller zu mieten.

Antw.: Sackgasse Car-Sharing?

Antwort Nr. 14
Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass der Gedanke dass Carsharing zu weniger Verkehr führt, ein Logikfehler ist.
Ob Logik oder Praxis weiß ich nicht. Aber ich habe schon von Stimmen gehört, daß Vereinzelte, die bisher ÖPNV nutzten, sich nun ein Auto mieteten.
Andererseits, mein Bruder hat seit vielen Jahren kein Auto mehr und wenn er eines braucht, leiht er sich eines. "Schon immer". Ansonsten pendeln mit der Bahn und auch Urlaube wurden bis Südfrankreich per Bahn gefahren. Im Zielgebiet dann wieder Mietwagen mangels Alternative. Seit einiger Zeit nutzen sie von Köln aus wohl hauptsächlich einen Carsharing-Anbieter für sowas. Will sagen, Carsharing ist nicht grundsätzlich schlecht.