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Thema: Lexus CT 200h (2011) (4585-mal gelesen)
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Lexus CT 200h (2011)

Fahrbericht Lexus CT 200h (2011) vom 20. Februar 2012

Der Lexus CT 200h ist der derzeit kleinste erhältliche Lexus auf dem deutschen Markt. Er gilt als Premium-Kompaktwagen und genau das ist er auch: Er bietet den gewohnten Lexus-Komfort, 136 System-PS und eine kompakte, sportliche Karosserie. Er wird bei 180 km/h automatisch abgeriegelt und die Werksangabe für den Durchschnittsverbrauch pro 100 km liegt bei 3,8 bis 4,1 Litern (je nach Ausstattung). Dabei entlässt der versteckte Auspuff zwischen 87 und 94 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft. Den CT 200h bekommt man ab 28.900 € in den deutschen Lexus-Foren.

Der erste Kontakt mit dem Lexus CT 200h ist spannend. Die Karosserie ist trotz der relativ steil stehenden Frontscheibe windschlüpfrig (cW-Wert 0,28) und das ebenso steile Heck lässt auf viel Platz im Innen- und Kofferraum hoffen. Diese Hoffnung erfüllt der CT 200h jedoch nur bedingt: Während man sich vorne in prima geformten Sitzen einkuschelt, leiden großgewachsene Passagiere auf der Rückbank, für die es übrigens keine Mittelarmlehne gibt, unter etwas knappem Beinraum. Der Kofferraum ist relativ flach, dafür gibt es aber ein tiefes Fach unter dem Gepäckraumboden, Verzurrösen serienmäßig und eine im Verhältnis 60:40 geteilte, umlegbare Rückbank. Wenn man diese umklappt, reicht der Platz auch fürs Urlaubsgepäck oder den Großeinkauf. Die Haptik der Veloursitze begeistert. Sie fühlen sich fest und strapazierfähig an und schauen auch noch gut aus. Die Kopfstützen sind für meinen Geschmack allerdings ein wenig zu dominant und neigen sich dem Kopf des Fahrers und Beifahrers entgegen. Der Fahrersitz ist höhenverstellbar, und dies ist auch notwendig, denn mit zu hoch eingestelltem Sitz herrscht ständiger Kontakt zwischen dem eigenen Haupthaar und dem Haltegriff am Dachhimmel. Der CT zwingt den Fahrer also zu einer sportlichen Sitzeinstellung.

Diesen Kompromiss belohnt der CT dann aber auch mit einem passenden, ebenso sportlichen Handling. Es macht sehr viel Spaß, ihn über kurvige Landstraßen zu führen, dazu passt auch das straffe Fahrwerk. Es hat wohl Probleme mit Kanaldeckeln und Bordsteinkanten, dann poltern die Achsen doch relativ hart, aber es bügelt Fahrbahnwellen und kleinere Fahrbahnunebenheiten noch recht souverän glatt. Die am Testfahrzeug montierten 16-Zöller fahren sich, wenn man etwas mehr Komfort statt purer Sportlichkeit mag, prima.

Die 136 System-PS werden vom Stand weg so gleichmäßig in Vortrieb umgesetzt, dass gleich stark motorisierte Fahrzeuge an der Ampel oftmals abgehängt werden können. Im CT findet die gleiche Motorkombination wie im Toyota Prius 3 Verwendung, vermutlich wurde allerdings etwas an der Steuereinheit geändert, um dem sportlicheren Anspruch des Lexus gerecht zu werden. Denn bereits im normalen Fahrmodus fühlt sich der Kleine einfach flott und souverän an. Etwas über 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind objektiv betrachtet nicht wirklich sportlich, rein subjektiv betrachtet hatte ich aber nie das Gefühl, untermotorisiert unterwegs zu sein. Der kompakte Lexus ist eben ein Lexus für Einsteiger. Wer dennoch mehr PS möchte, muss zum GS 450h greifen – dieser bietet knapp über 340 PS und erreicht die Hundert in unter 6 Sekunden.

Während der Fahrt fällt auf, dass das System sehr oft den Benzinmotor abschaltet und sich nur mit Hilfe der Elektromotoren vorwärts bewegt. Übertreibt man es mit dem sportlichen Ehrgeiz nicht, ist man zudem fast ständig im ECO-Bereich des Hybridindikators unterwegs. Diese Affinität zum elektrischen Fahren kenne ich von meinem Prius 2 in der Form nicht, dieser unterstützt den Benzinmotor zwar oft, aber verzichtet nicht derart ausgeprägt auf ihn wie es der kleine Lexus tut. Und das, obwohl ich im Testbetrieb die Klimaautomatik auf kuschelig-warme 21,5 Grad gestellt hatte und die Testfahrt im windigen, kühlen Februar statt fand, bei zwischen 4 und 7° Außentemperatur und ständigem Nieselregen. Es scheint fast, als wäre die Priorität des Systems weg vom Unterstützen des Benziners hin zum elektrischen Gleiten gerutscht. Wieso auch nicht, wenn das Ergebnis derart begeistert. Durch den wenig geforderten Benzinmotor, der im Atkinson-Zyklus arbeitet und mit festen Drehzahlstufen arbeitet, die man direkt durch die Gaspedalstellung beeinflusst, ist es im Lexus CT 200h die meiste Zeit angenehm ruhig. Das fördert ein entspanntes Fahren, und man fühlt sich im Lexus sicher und wohl.

Lässt man das Radio, welches ordentlich, aber nicht überragend klingt, und bei der Wiedergabe von Musik vom USB-Stick zu basslastig wirkt, ausgeschaltet, kann man die ungewohnte Geräuschkulisse während der Fahrt genießen. Im Rollen ist der CT flüsterleise unterwegs, lediglich leichte Windgeräusche im Autobahntempo und ein hochfrequentes leises Pfeifen, welches beim Testwagen bei bestimmter Gaspedalstellung auftrittt, stören die Ruhe. Der Benzinmotor meldet sich nur während starker Beschleunigung, dann dröhnt er etwas vor sich hin und klingt, wie der Benzinmotor eines Kompaktwagens eben klingt. Das passt aber leider nicht zu einem Lexus. Das oftmals zitierte Straßenbahngeräusch beim Abbremsen bis zum Stillstand ist sehr ausgeprägt, hört sich aber einfach toll an. Es macht akustisch deutlich, dass man keinen herkömmlichen Wagen fährt, sondern gerade Energie rekuperiert, die andere einfach in Wärme umwandeln und verpuffen lassen. Und auch bei der Fahrzeugdämmung wurde mehr geleistet als bei den Vollhybriden der Konzerntochter Toyota: Hier stören weder aufgewirbeltes Regenwasser in den Radkästen noch das sonst sehr deutliche Klackern der Hydraulikpumpe, die zudem nur äußerst selten tätig wird und den mechanischen Bremskreislauf mit dem notwendigen Druck versorgt.

Im Innenraum des CT fühlt sich alles wertig an. Das Leder des griffigen kleinen Lenkrads findet sich auf einem Teil des Armaturenbrett wieder, welches sehr ausladend dimensioniert ist und trotzdem leider nur die Minitaturausgabe eines Handschuhfachs bietet. Auch die Ablagefächer in den vorderen Türen hätten etwas größer ausfallen dürfen. Und warum die Cupholder zwischen den Vordersitzen nicht abgedeckt werden können, weiß wohl nur Lexus. So ruht der Ellbogen der Passagiere meist in eben diesen und fühlt sich dort nicht ganz so wohl. Dafür begeistert die Anzeige der Klimaanlage: Die Schalter sind logisch angeordnet, ihre Lage hat man blitzschnell verinnerlicht. Die Anzeige selbst zeigt in großen Ziffern die gewählten Temperaturen für Fahrer und Beifahrer, die Stärke der Ventilation und den Luftaustritt. Die Uhrzeit wird in der Mitte dieser Anzeige angezeigt. Leider beherrscht sie nicht das hierzulande übliche 24-Stunden-Format, und auch die Informationen des Bordcomputers können nicht in deutscher Sprache dargestellt werden. Der CT spricht in der von mir gefahrenen Version ohne Navigationssystem leider nur polnisch, spanisch, französisch und englisch.

Mit aktivierter Lichtautomatik dimmen sich die Armaturen automatisch je nach Helligkeit. Und das ist nicht alles, was der CT an Komfortfunktionen bereit hält. Auch wenn unser Testfahrzeug nur die Grundausstattung bot – leider wurde das eigentlich vorgesehene Fahrzeug mit umfangreicher Ausstattung kurzfristig verkauft – lässt sich der CT individuell konfigurieren. Über ein Menü des Bordcomputers können einige Optionen den eigenen Vorstellungen angepasst werden. Die Türen verriegeln sich automatisch und entriegeln sich auch wieder, wenn man in die Parkstellung wechselt oder das System abschaltet.

Kommen wir zu den Armaturen, die klar gegliedert und leicht ablesbar sind und eine echte Hilfe beim Spritsparen darstellen. Der links neben dem Tachometer untergebrachte Hybridindikator zeigt dem Fahrer jederzeit an, ob er dem System die volle Power abverlangt (dann erlischt auch die blaue Hintergrundbeleuchtung der Armaturen), ob er sich im ECO-Bereich bewegt (sanftes Beschleunigen und das Halten der Geschwindigkeit), oder ob er Energie zurückgewinnt. Dann bewegt sich der Zeiger in den Charge-Bereich und das System lädt die Hybridbatterie. Die EV-Leuchte meldet sich immer dann, wenn das Fahrzeug rein elektrisch unterwegs ist. Das ist äußerst praktisch und mit der Zeit lernt man, den Indikator aus dem Augenwinkel heraus zu beobachten. Durch die analoge Zeigertechnik ist so auch nachvollziehbar, wie stark man gerade beschleunigt oder rekuperiert. So konnte ich den eigenen Gasfuß prima sensibilisieren und den Wagen stets besonders ökonomisch bewegen. Auf den ersten 85 km, die ich hauptsächlich in der Stadt und über Land zurück legte, begnügte sich der CT dann auch mit glatten 5 Litern auf 100 km. Am Ende der gesamten Testdistanz von etwa 150 km ermittelte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 5,2 Litern auf 100 km.

Ich fuhr eine kleine Testrunde von etwa 15 km (ungefähr 60% Landstraße mit Tempobegrenzung auf 70 km/h, 40% Stadtverkehr) in allen drei Fahrmodi und verbrauchte im Sport-Modus 5,3 Liter auf 100 km, während sich der CT im ECO-Modus mit 4,4 Litern begnügte. Der Durchschnittsverbrauch im normalen Fahrmodus lag bei 5,2 Litern. Der ECO-Modus spart also jede Menge Sprit, aber er nervt tierisch. Die Gasannahme ist praktisch nicht gegeben, man fühlt sich als Hindernis im Verkehr. Erst wenn man das Gaspedal gefühlt bis zum Bodenblech durch drückt, spürt man so etwas wie eine Beschleunigung. Dann bewegt sich der Hybridindikator aber auch bereits im Power-Bereich und das Spritsparen ist sowieso dahin. Ganz anders der Sport-Modus: Schaltet man mit Hilfe des Drehreglers in der Mittelkonsole in diesen Fahrmodus, verwandelt sich der Hybridindikator in einen klassischen Drehzahlmesser und die Armaturen sind fortan rot hinterlegt. Ein netter Effekt, und es macht sogar Sinn, während besonders sportlicher Fahrweise die Drehzahl des Benziners im Auge zu behalten. Denn mit der Stellung des Gaspedals hat man direkten Einfluss auf die Drehzahl des Benzinmotors und damit auf den Momentanverbrauch. Hier erkennt man den CT gar nicht wieder. Er nimmt spontan und sehr direkt Gas an und zieht flott los. Dabei muss man das Pedal gerade mal streicheln, um die Pferdchen zum Leben zu erwecken. Leider hat der Sport-Modus auch eine negative Begleiterscheinung: Der Benzinmotor wird kaum ausgeschaltet, und ist zudem beim Beschleunigen stets präsent und dröhnig. Wäre ja gar nicht so schlimm, wäre dieses Dröhnen, einem Lexus angemessen, ein tiefes, sonores Brummen. Ist es aber nicht. Es könnte auch ein Motor eines Kleinwagens unter der Haube verbaut sein, dem Geräusch nach. Der normale Fahrmodus sollte also die Wahl der Stunde sein: Er ist sparsam genug und dennoch wird es im CT nicht langweilig. Dafür schont dieser Fahrmodus die Nerven der Passagiere, indem er möglichst oft elektrisch segelt und den Benziner nur bei Bedarf, dann aber akustisch zurückhaltend, bemüht.

Das Fazit
Der CT ist ein Einstieg in die Lexus-Welt. Dabei ist das Hybridsystem über jeden Zweifel erhaben, es harmoniert perfekt mit dem Premiumkompakten und wer ernsthaft mehr Leistung benötigt, muss eben auch mehr Geld in die Hand nehmen und sich vielleicht mal einen GS anschauen. Wenn sich Lexus beim sicher kommenden Facelift ähnlich wie Toyota beim Prius 3 auf Kundenmeinungen besinnt, ist der CT 200h der fast perfekte Kompakte.

Gut ist...
Begeistern kann der kleine Lexus mit innerer Ruhe. Nach einer Fahrt im gut gedämmten Lexus steigt man entspannt und gelassen aus. Das Handling ist prima, das Fahrwerk ein guter Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort, und alles fühlt sich wertig und stabil an.

Weniger gut ist...
Es stören lediglich Kleinigkeiten am CT, und ich frage mich, wieso das während der Entwicklung niemandem aufgefallen ist. Die Mittelarmlehne ist eindeutig zu kurz und den Schulterblick kann man sich fast sparen – man sieht sowieso nicht viel.

Zur Diskussion...

Die Danksagung
Unser erster Fahrbericht widmet sich dem kleinsten der derzeit erhältlichen Lexus-Modelle: Dem Premium-Kompaktwagen CT 200h. Jörg bewegte den kleinen Lexus 24 Stunden lang und schildert hier seine Eindrücke. Der CT wurde uns freundlicherweise vom Lexus Forum Frankfurt am Main und dem Autohaus NIX in Offenbach zur Verfügung gestellt.