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Thema: Honda Jazz Hybrid (2011) (5214-mal gelesen)
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Honda Jazz Hybrid (2011)

Fahrbericht Honda Jazz Hybrid (2011) vom 01. November 2012

Der Jazz Hybrid ist mit IMA-Mildhybridsystem in der Comfort-Ausstattung ab 19.290 Euro zu bekommen. Als Elegance kostet er 21.190 Euro und als Exclusive 22.790 Euro. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h und benötigt von 0 bis 100 km/h 12,1 Sekunden. Honda gibt den Durchschnittsverbrauch des Jazz Hybrid mit kombinierten 4,5 Litern auf 100 Kilometern an, was einem CO2-Ausstoss von nur 104 Gramm pro Kilometer entspricht.

Der praktische Nutzen im Alltag steht bei Modellen der kleineren Fahrzeugklassen meist im Vordergrund: so auch beim Honda Jazz. Dieser ist irgendwo zwischen Klein- und Kompaktklasse angesiedelt, mit einem Schlag Microvan als Sahnehäubchen oben drauf. Was den Jazz auszeichnet, ist sein großer Innenraum und äußerst pfiffige Ideen zur bestmöglichen Ausnutzung desselben. Und natürlich der Mildhybridantrieb IMA. Was die elektrische Unterstützung beim Jazz bringt, beschreibt unser Fahrbericht.

Was können Vans, auch die kleinen Mini- und Microvans, richtig gut? Mit Gepäck umgehen und mit Stauraum glänzen. Und das kann auch der Jazz. Dessen Rückbank lässt sich einfach umklappen, entweder zu einem Drittel, zu zweien, oder komplett. Gleichzeitig senken sich die Sitzflächen ab und es entsteht ein ebener Laderaum ohne störende Stufe. Problemlos kann man lange, schwere Gegenstände in den Kofferraum schieben, ohne dass sie irgendwo hängen bleiben. Das gefällt beim Kühlschranktransport genauso wie beim Großeinkauf bei Ikea. Doch damit nicht genug: Während manche Konkurrenten schon beim stufenlosen Umklappen klein beigeben müssen, legt Honda beim Jazz noch eine Schippe oben drauf und spendiert ihm eine Rückbank, deren Sitzflächen sich komplett aufstellen lassen, natürlich auch wieder zu einem Drittel, zu zweien, oder komplett. Dabei entsteht ein breiter Durchgang hinter den Vordersitzen, der ideal dazu geeignet ist, größere Blumenkübel oder riesige Flachbildschirme stehend zu transportieren. Witziges Detail am Rande: Im hochgeklappten Zustand wird ein kleines Geheimfach unter der Sitzfläche auf der Fahrerseite sichtbar, in welchem man zum Beispiel auch das Handbuch des Jazz verstecken kann. Erstens braucht man es nicht wirklich, das Fahrzeug erklärt sich wie von selbst, und zweitens ist es im Handschuhfach zu eng für den dicken Wälzer. Magic Seats nennt Honda dieses Sitzsystem – magische Sitze. Der Clou wäre ein genauso flexibler Beifahrersitz, der sich sogar umdrehen ließe. Aber vielleicht bietet das der Honda Jazz der nächsten Generation?

In Sachen Gepäck und Transportwesen erfüllt der Jazz also nahezu jeden realistischen Wunsch. Aber auch die Insassen haben im Jazz keinen Grund zur Klage. Es gibt auf allen Sitzplätzen genug Beinfreiheit und dank der Form des Hecks – hoch aufragend, senkrecht abfallend – auch genug Kopffreiheit hinten. Die Kopfstützen der Rücksitze könnten allerdings wie so oft ein wenig höher ausziehbar sein, für typisch europäische Staturen sind sie zu kurz. Vorne passt es dagegen gut, auch für Großgewachsene. Hier stößt man nirgends an, weder mit dem Knie an einer ausladenden Mittelkonsole, noch mit dem Kopf an einer zu eng platzierten A-Säule oder mit den Haaren am Dachhimmel. Wenn da denn einer wäre, denn den Jazz Hybrid gibt es ab der Elegance-Ausstattungslinie nur noch mit Panoramadach, und mein Testfahrzeug hatte eben ein solches. Das große Glasdach, welches sich leider nicht öffnen lässt, zaubert zusätzlichen Platz in den Innenraum, rein subjektiv natürlich. Es lässt sich elektrisch mit einem Rollo schließen. Dieses wirkt deutlich stabiler und langlebiger als so manche Lösung der Mitbewerber.

Souverän und gelassen ist man mit dem Kleinen unterwegs, das Fahrwerk ist alltagstauglich und typisch europäisch abgestimmt. Einigermaßen komfortabel, aber auch einigermaßen direkt. Ein guter Kompromiss. Es bleibt unauffällig, der Jazz gibt sich Mühe, grobe Unebenheiten der Fahrbahn gut auszugleichen. Für die Sicherheit, wenn man es mal zu schnell angehen lässt, sorgen 6 Airbags, VSA-Stabilisierungsprogramm (andere nennen das ESP) und ein Antiblockiersystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverstärkung (EBD). Selbst auf trockener Straße ist der Jazz, lässt man es forsch angehen, mit der Kraftübertragung überfordert und neigt zu durchdrehenden Vorderrädern. Dagegen hilft der ECON-Fahrmodus. Mit diesem fühlt man sich wider Erwarten niemals untermotorisiert, er passt perfekt zum Stadtverkehr und optimiert den Verbrauch. In diesem Modus wird die Gasannahme durch eine Änderung der Drosselklappensteuerung reduziert und die Leistung der Klimaanlage, die nicht durch die Hybridbatterie gespeist wird, vermindert. Außerdem wird nun noch mehr Bremsenergie rekuperiert und in der 100 Volt starken Nickel-Metallhydrid-Batterie zwischengespeichert, bevor man sie beim Beschleunigen wieder abruft. Bis zu 14 PS stellt der Elektromotor, der direkt mit dem 88 PS leistenden Benzinmotor gekoppelt ist, dann zur Unterstützung bereit. Klingt nicht nach viel, reicht für den primären Einsatzzweck eines Fahrzeuges wie des Jazz, der praktischen Beförderung von Passagieren und jeder Menge Gepäck von A nach B, aber locker aus.

Taub wird man nicht im Jazz, im normalen Verkehr ist es angenehm leise im Fahrzeug. Da klappert, knarzt oder ächzt nichts. Es wird aber dann sehr laut und unangenehm, wenn wirklich Leistung gefordert wird und der Benziner auf hohe Drehzahlen kommen muss, um diese liefern zu können. Dazu kommt eine im Stadtverkehr stets präsente Unruhe des Antriebsstrangs. Schuld daran ist das Start-Stopp-System, welches bereits beim Zurollen auf eine rote Ampel den Benziner abschaltet. Just in diesem Moment fehlt dann natürlich die zuvor genutzte Motorbremse und der Jazz macht einen kleinen Satz nach vorne. Es mag gelingen, das im Laufe der Zeit durch einen sehr sensiblen Fuß auf der Bremse auszugleichen, mir waren zwei Wochen Testbetrieb jedoch nicht Training genug. Ein kleiner Ruck geht auch immer dann durch das Fahrzeug, wenn das erfolgreiche Segeln, also das rein elektrische Fahren, welches nur unter optimalen Bedingungen und etwa zwischen 30 und 40 km/h möglich ist, beendet wird. Das Zuschalten des Benzinmotors ist dann deutlich spürbar, aber es nervt lange nicht so wie das Verhalten des Start-Stopp-Systems beim Bremsen.

Sinn macht das System aber auf jeden Fall. Mit ständig aktivem ECON-Fahrmodus, der leistungsmäßig auf jeden Fall ausreicht, lag der Verbrauch nach knapp 600 Kilometern bei 5,5 Litern auf 100 Kilometer. Zum Fahrprofil während des Tests: Stadtverkehr als Berufspendler, Überlandfahrten und Autobahnstrecken mit zwischen 110 und 140 km/h. Dabei war die Klimaautomatik ständig eingeschaltet. Beschränkt man sich rein auf den Stadtverkehr, sind bei normaler Fahrweise um die 5 Liter auf 100 Kilometer möglich, bei 120 km/h auf der Autobahn genehmigt sich der kleine Honda dann schon zwischen 6 und 7 Litern (laut Bordcomputer). Tritt man den Jazz und treibt ihn Richtung Höchstgeschwindigkeit, kann man dem Durchschnittsverbrauch beim Ansteigen sogar richtig zuschauen. Das macht wegen der Geräuschkulisse im Fahrzeug aber sowieso keinen Spaß. Ich empfehle auch, die Schaltwippen am Lederlenkrad links liegen zu lassen. Mit ihnen kann der Fahrer durch sieben simulierte Gänge schalten, um zum Beispiel an einer starken Steigung den Benziner zu einer höheren Drehzahl und damit einem besseren Wirkungsgrad zu zwingen. Das bringt kurzfristig ein kleines Mehr an Leistung, allerdings gerät man ob der springenden Drehzahlen und der damit verbundenen nervigen Geräuschkulisse schnell in Panik. Da überlässt man die Schaltarbeit besser dem stufenlosen CVT-Getriebe, welches seine Sache wirklich gut macht.

Im Innenraum wundert sich der aufmerksame Fahrer über die vielen verschieden genarbten und gefärbten Kunststoffe. Da gibt es genarbten, aber auch glatten Kunststoff, in tiefschwarzer Farbe und in Dunkelgrau, aber auch in Dunkelgrau mit Metallic-Effekt, zum Beispiel am Lenkrad. Man entdeckt silberne Applikationen am Schalthebel und einen verchromten Zierring um die Temperaturanzeige der Klimaautomatik. Das wirkt ein wenig chaotisch und alles andere als hochwertig. Der Innenraum des Jazz Hybrid besteht zum Großteil aus schwarzem Plastik, und das sieht und spürt man auch allerorten. Ablagen gibt es einige, diese könnten aber ruhig etwas größer sein. Der Fahrer freut sich über eine Mittelarmlehne, und der Beifahrer fragt sich, was er verbrochen hat, dass er diesen Luxus nicht genießen darf. Dafür darf er sich über ein kleines, gekühltes oberes Handschuhfach freuen, in welchem man wenigstens eine kleinere Wasserflasche unterbringt. Die Cupholder vor den Lüftungsdüsen sind eine gute Alternative im Sommer, auch hier kühlt dann die eingeschaltete Klimaanlage die Getränke der beiden vorderen Passagiere. Die Ledersitze sind keine wohl geformten Sportsitze, aber auch keine französischen Polster, in welchen man früher gerne mal versank. Sie sind angenehm straff und langstreckentauglich. Die Bedienung der Schalter ist logisch und schnell verinnerlicht – Rätsel gibt der Jazz niemandem auf, auch wenn einige der im Cockpit verteilten Schalter nicht beleuchtet sind, andere dafür doppelt. So zum Beispiel die zwei Schalter der Sitzheizung für die Vordersitze, die in der Mittelkonsole untergebracht sind. Diese werden zusätzlich durch kleine Spots angestrahlt. Schaut schön aus im Dunkeln, zumal das für ein wenig Licht in der dahinter liegenden Ablage sorgt. Unbeleuchtet sind dagegen die Schalter der Fensterheber und die Schminkspiegel in den Sonnenschutzblenden. Wie schonend man den Jazz bewegt, erkennt man als Fahrer auf den ersten Blick: Die Tachobeleuchtung wechselt stufenlos von Blau über Türkis nach Grün.

Ist man im Regen unterwegs, fällt das deutlich hörbare Relaisklicken aus dem vorderen rechten Armaturenbrettbereich auf, immer dann, wenn der Scheibenwischer in Intervallstellung aktiv wird. Wo wir gerade beim Thema Scheibenwischer sind: ist das Wischerfeld auf der wichtigeren Fahrerseite noch ausreichend groß, muss sich der Beifahrer mit einem erheblich kleineren freien Bereich der großen Frontscheibe zufrieden geben. Rechts verfügt der Jazz nur über einen winzigen Scheibenwischer, ein Scheibenwischer-chen. Der Heckscheibenwischer ist nicht optimal positioniert, er ist seitlich versetzt angebracht und ein Großteil des von Regen und Schmutz befreiten Bereiches auf der Heckscheibe wird von den Kopfstützen der Rückbank verdeckt, sofern diese ausgezogen sind. Dafür funktionieren sowohl der Regen- als auch der Lichtsensor perfekt und völlig problemlos. Letzterer reagiert sehr schnell, zum Beispiel bei Tunneleinfahrten, und bleibt lange genug aktiv, um in dunklen Alleen nicht als Diskobeleuchtung zu fungieren.

Das im Testfahrzeug verbaute Navigationssystem scheint ungleich moderner als das des CR-Z zu sein, mit welchem ich damals ja alles andere als zufrieden war. Hier im Jazz berechnet es flott eine neue Route, wenn man die aktuelle verlässt, und auch die Darstellung des Systems ist deutlich gefälliger und moderner. Dennoch stört die nicht intuitive Anordnung der Tasten rund um den 6,1 Zoll großen Touchscreen sowie die Tatsache, dass selbst die Lichteinstrahlung bei bedecktem Himmel für störende Spiegelungen sorgt. Eine direkte Sonneneinstrahlung macht das Ablesen des Bildschirms dann nahezu unmöglich. Während der Testfahrten sorgte selbst seitliche Sonneneinstrahlung durch die – im geöffneten Zustand schön zugfreien – großen Seitenscheiben für nervige Lichteffekte auf dem Bildschirm. Dafür glänzt das Radio mit seinen sechs Lautsprechern mit einem sehr guten Klang, welcher durch einen eingebauten Equalizer an den eigenen Hörgeschmack angepasst werden kann. Trotz der winzigen Antenne auf dem Dach des Jazz besitzt das Werksradio eine prima Empfangsqualität. Es ist zudem sehr kontaktfreudig und gibt Musik von angeschlossenen MP3-Playern und per Bluetooth verbundenen Smartphones wieder.

Das Fazit
Der Honda Jazz Hybrid überzeugt durch sein durchdachtes Raumkonzept und die Magic Seats. Eine umfangreiche Ausstattung und ein sparsamer Mildhybrid-Antrieb sind weitere Argumente für den Jazz Hybrid.

Gut ist...
Mit dem Jazz ist Honda ein großer Wurf gelungen. Der kompakte Begleiter für den urbanen Alltag glänzt mit pfiffigem Raumkonzept und genau der richtigen Fahrzeuggröße. Die Ausstattung ist ab Elegance sehr reichhaltig und lässt kaum Wünsche offen. Die Magic Seats können wirklich begeistern, einfach klasse gemacht! Als Mildhybrid ist er zudem sehr sparsam.

Weniger gut ist...
Knapp 3.000 Euro Aufpreis für das IMA-Mildhybridsystem sind kein Pappenstiel. Das nicht abschaltbare Start-Stopp-System, die schlichte Materialanmutung und einige kleinere Ärgernisse stören im Alltag.

Zur Diskussion...

Die Danksagung
Honda Deutschland stellte unserem Autoren einen Honda Jazz Hybrid in der Exclusive-Ausstattung inklusive Navigationssystem für 14 Tage zur Verfügung. Vielen Dank!